piwik no script img

Weniger Arbeitsplätze bei Aerospace

■ Die Folge des Daimler-MBB-Deals: Stellenabbau bei Daimler-Benz-Tochter Aerospace / Offizielle Begründung: Europäische Entwicklung, Abrüstung in Ost und West / DASA hält weiter am umstrittenen, teuren Jäger 90 fest

München (dpa/ap/taz) - Die zum Daimler-Benz-Konzern gehörende Deutsche Aerospace AG (DASA/München) will durch eine Neuorganisation die Produktivität verbessern und den Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern stärker international und auf Zivilbereiche ausrichten. Die Neustrukturierung der Arbeitsgebiete bei den DASA-Tochterfirmen MBB, Dornier, Telefunken Systemtechnik und MTU werde wahrscheinlich auch zu „unpopulären Maßnahmen“ führen, sagte der DASA -Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrempp gestern in München. Er verwies auf die Ost-West-Entspannung: Deswegen müßten möglicherweise „Blöcke aus der Verteidigungstechnik“ herausgenommen werden. Es bestehe das Ziel, den Wehrtechnikanteil von rund 50 Prozent in „die Gegend von 25 Prozent“ zu reduzieren. Die DASA erwartet Ende 1990 rund 14,5 Milliarden Mark Umsatz.

Insbesondere in den Verwaltungen der Tochterunternehmen müsse Doppelarbeit verhindert und die Effizienz verbessert werden. Dabei „kann und wird es Personalüberhänge geben“, drohte DASA-Chef Schrempp an. Er schloß grundsätzlich auch die Aufgabe ganzer Betriebsstätten nicht aus. Nach dem endgültig im November 1989 erfolgten Mehrheitseinstieg der Daimler-Tochter DASA (die taz berichtete) sind jetzt auch mit den zuvor konkurrierenden Unternehmen MBB und Dornier Beherrschungsverträge geplant.

Ohne diese Neustrukturierung sei der Rüstungsriese nach Angaben Schrempps nicht überlebensfähig. Zu dem Unternehmen gehören - auch ohne die MBB-Tochter Deutsche Airbus in Hamburg sowie die Marine- und Sondertechnikbereiche derzeit rund 54.640 Mitarbeiter. Unklar ist noch die Zukunft des Konsortiums Systemtechnik Nord in Wedel bei Hamburg. Dort wehren sich Belegschaft und Betriebsrat gegen den geplanten Verkauf dieser Firma.

Mit Blick auf die sich zuspitzende Diskussion um den Bau des Kampffliegers Jäger 90 sprach sich DASA-Chef Schrempp für einen „vertrauensvollen Dialog zwischen Industrie und Politik“ aus. Dies bedeute jedoch nicht, „daß die Industrie an einen neuen Dauertropf mit Subventionen will“. Schrempp stellte jedoch klar, daß sein Unternehmen nach wie vor am Bau des ultrateuren Militärjets festhalte. Die Aktivitäten der DASA werden künftig den vier Geschäftsbereichen Luftfahrt, Raumfahrt, Verteidungstechnik und Antriebe zugeordnet. Als juristische Person bleiben die Messerschmidt -Bölkow-Blohm GmbH (Ottobrunn), Dornier Friedrichshafen, MTU und Telefunken Systemtechnik Ulm aber uneingeschränkt erhalten. Es sollen dreizehn neue Produktbereiche geschaffen werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen