: Begrünte Glaspassagen über U-Bahn
■ Symposium „Erlebnisraum Innenstadt“: Alte Utopien von neuen Referenten
Alle reden davon: Die Handelskammer und die Einzelhändler. Der Wirtschafts- und die Stadtplanungssenatorin. Warum soll nicht auch der Bausenator dazu nachdenken lassen. Thema: Die Zukunft der Bremer Innenstadt.
Der Domshof erzeugt durch seine Leere Angst, die Dominanz der Banken Ohnmachtsgefühle. Der aggressive Repressionscharakter von Polizeihaus und Gerichtsgebäude werden aus der Wahrnehmung verdrängt. Beton und Autoverkehr versperren den Weg zur Weser als Lebensader der Stadt.
Um das herauszufinden, brauchte Oskar Meder von der Gesamthochschule Kassel keine repräsentative Umfrage in Bremen zu machen. In seinem Arbeitskreis „Innenstadt als Identifikationsraum“ machte er einfach ein psychodynamisches Spiel mit den TeilnehmerInnen. Anlaß: das Symposium „Erlebnisraum Innenstadt“, zu dem der Senator für das Bauwesen, Konrad Kunick, eingeladen hatte. Da berieten Experten aus Politik, Städtebau und Handel, angereist aus allen Teilen der Bundesrepublik, zwei Tage, wie die Stadt Bremen noch schöner werden kann. „Toleranz“, „Gemeinwohl“, „Gleichgewicht“ sind Stichworte aus Kunicks Zusammenfassung der Ergebnisse. Und das gegenüber allen sozialen Gruppen und städtischen Interessen.
Erstmal muß - da sind sich alle einig - das Auto aus der Innenstadt zurückgedrängt werden, war gestern auf dem abschließenden Presse-Meeting zu erfahren. Verkehrsberuhigung ist auch für die Geschäftsleute von Vorteil, faßt Rolf Monheim von der Universität Bayreuth die Ergebnisse seines Arbeitskreises zusammen. Auch Helmut Bunge, Forschungsstelle für den Handel, Berlin, ist der Ansicht, daß weniger Autos der Innenstadt gut tun würden. Unter dem Motto „Stadt am Fluß“ müßten Fußgängerzonen bis zur Weser ausgedehnt werden, das öffentliche Verkehrsnetz teilweise unterirdisch verlaufen und vor allem besser und schneller werden. Nichts Neues?
Und noch mehr Altes: Die Stadt als Raum der Kommunikation braucht nicht-kommerzielle Nischen, die zum Verweilen einladen, mehr Bäume, Grünflächen, Wasser. Aber bitte nicht alle städteplanerischen Ideen auf einmal aufgreifen, warnt Manfred Schomers von der Hochschule Bremen. „Sonst wird das gepflegte Image zur Karikatur“. Ein Konzept müsse „im Sinne lokaler Identität und Originalität“ zu Bremen passen.
Vor Beginn der Tagung hatte es etwas Knatsch gegeben. „Soll eine Auto-Innenstadt geplant werden“, fragten sich nicht -eingeladene Symposium-InteressentInnen empört, darunter Robin Wood und der VCD - Verkehrsclub Deutschlands. Keine Bange, nichts verpaßt.
Beate Ram
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