: NRW legt Dioxinverminderungsplan vor
Umweltminister Matthiesen verlangt Nachrüstung der Müllverbrennungsanlagen / Gesamtkosten: zwei Milliarden Mark / Umsetzung dauert vier Jahre / Grüne: „Schritt in die richtige Richtung“ ■ Aus Düsseldorf Walter Jakobs
Die nordrhein-westfälische Landesregierung will für alle 26 Müllverbrennungsanlagen in NRW den nachträglichen Einbau neuester Filtertechnologien zwingend vorschreiben. Dadurch sollen die Dioxin- und Furanemissionen, deren niedrigste Werte in Müllverbrennungsanlagen bisher bei etwa 1 Nanogramm pro Kubikmeter in Toxizitätsäquivalenten liegen, auf nun unter 0,1 Nanogramm pro Kubikmeter reduziert werden. Nach den Worten von Umweltminister Klaus Matthiesen existiert die entsprechende Technologie, so das Aktivkoksfilterverfahren.
Die Landesregierung geht davon aus, daß der beschlossene „Emissionsminderungsplan Dioxin“ innerhalb von vier Jahren umgesetzt werden kann. Für Neuanlagen ist der Einbau der neuen Technik „ab sofort“ obligatorisch. Die Gesamtinvestitionen, die die Betreiber der Anlagen allein aufbringen müssen, bezifferte Matthiesen auf etwa zwei Milliarden Mark. Letztendlich werde der Preis für die Müllverbrennung dadurch um ca. 10-15 DM pro Tonne steigen. Mit dieser Maßnahme werde „eine Dioxin-Quelle verstopft“, die jedoch „die Quantität nicht ausmacht“. Laut Matthiesen tragen die Müllverbrennungsanlagen zur Gesamtdioxinbelastung lediglich mit 2 Prozent bei. Weil diese Emissionen jetzt noch mal „drastisch reduziert“ würden, gebe es nun auch „keinen vernünftigen Grund mehr“, die Müllverbrennung abzulehnen. Hauptdioxinquelle sei „das Auto als Umweltverschmutzer Nr.1“, doch darüber werde kaum gesprochen, beklagte sich Matthiesen, der wegen seiner Müllverbrennungspolitik an vielen Standorten im Zentrum der Kritik steht.
Die NRW-Grünen sehen in der geplanten Dioxinverminderung „einen Schritt in die richtige Richtung“. Der neue Grenzwert müsse „schnellstmöglich“ umgesetzt werden. Dem Umweltminister warfen die Grünen vor, den Dioxinausstoß bei der Müllverbrennung jahrelang „geleugnet“ zu haben. Wirksam könne das Dioxinproblem im Müll aber nur durch einen „Ausstieg aus der Chlorchemie“ gelöst werden, erklärten die Grünen.
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