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Blüm wollte den 1.Mai

■ Den deutsch-deutschen Taumel geschickt nutzend, wollte der Bundesarbeitsminister diesmal selbst zum 1.Mai aufrufen

Berlin (taz) -„Ich finde: Die Mai-Feiern müssen Sache der Gewerkschaften bleiben“, schrieb der DGB-Vorsitzende Ernst Breit an den Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Norbert Blüm. Eine solche Klarstellung war nötig geworden. Blüm hatte Breit nämlich vorgeschlagen, in diesem Jahr den 1.Mai in Berlin nicht nur gesamtdeutsch, sondern gleichzeitig gemeinsam mit DAG, Beamtenbund und christlichen Gewerkschaften zu feiern. Blüm hatte auch gleich angeboten, selbst dazu einzuladen.

Mit seiner Absage hat der DGB den Versuch des Ministers abgewehrt, den deutsch-deutschen Taumel zu nutzen, wie nebenbei dem Gewerkschaftsbund ein Recht abspenstig zu machen: Zum Tag der Arbeit aufzurufen.

„Selbstverständlich werden wir auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der DDR zu dieser Veranstaltung einladen“, schrieb Breit. Aus dieser Formulierung geht aber hervor, daß eine Entscheidung darüber, ob es am 1.Mai in Berlin eine DGB/FDGB-Veranstaltung geben wird, für den DGB -Bundesvorstand nach wie vor offen ist.

Im Ostberliner FDGB schien indessen schon klar zu sein: Der 1.Mai wird in diesem Jahr von den beiden Gewerkschaftsverbänden gemeinsam begangen. Dem widerspricht der Pressesprecher des Berliner DGB, Pankau: „Das ist zwar im Gespräch, aber es gibt noch keine Beschlüsse.“ Beschlüsse dazu wird es auch in den nächsten Tagen nicht geben. Zwar soll am kommenden Montag der von DGB und FDGB geplante Berliner Regionalausschuß endlich öffentlich präsentiert werden. Vor allzu intensive und letztlich bindende Zusammenarbeit mit dem FDGB, die sich am Ende als belastend herausstellen könnte, hat der DGB-Bundesvorstand nochmal einen Termin gesetzt. Am 28.Februar treffen sich in Hannover der Geschäftsführende DGB-Vorstand und der neugewählte FDGB -Vorstand. Auf dem Prüfstand stehen dabei wieder einmal Reformbereitschaft und Reformfähigkeit der DDR -Gewerkschaften.

Anna Jonas

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