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Drahtesel gegen Mountainbike

■ Beim Zehlendorfer Wintertriathlon macht sich (noch) die technische Überlegenheit westlicher Fahrradtechnik bemerkbar / CSSR-Equipe verschollen / Nach 1.000 Meter „Wanderkraul“, 22 Kilometer Radfahren und 5 Kilometer Laufen hatten zwei Einheimische die Nase vorn

Im Frühtau zu Wasser zogen sie beim 2. Wintertriathlon der Zehlendorfer „Eichhörnchen“. Aber „fallera“ konnte Gerald Schultz vom veranstaltenden Verein nicht singen. „Die Tschechen sind nicht gekommen“, bedauert er kurz vorm Start zur ersten Disziplin, dem 1000-Meter-Schwimmen. Statt dessen war eine starke Delegation aus der DDR angereist. Gerade die Ausdauersportler aus dem anderen deutschen Staat hatten die bisherigen Veranstaltungen in der Stadt dominiert. Alsbald zerpflügten rund 70 TeilnehmerInnen das 26 Grad warme Wasser im Stadtbad Zehlendorf. Per Kraulstil, Brust oder einer wilden Mixtur aus beidem („Wanderkraul“) erreichten sie, eingepfercht in ihre Bahnen, das rettende Ufer. Zur Überraschung aller führte danach der erst 17jährige Alex Dierig aus Westberlin die Konkurrenz vor allen Erwachsenen an.

Die erschwommenen Zeiten wurden „neutralisiert“ - das heißt, sie legten automatisch die Abstände beim Start zum folgenden Radrennen über 22,4 Kilometer fest. Zum nächsten Austragungsort am Hüttenweg zog eine kleine Lawine aus Autos und Fahrrädern, um mitzuerleben, wie der jugendliche Dierig als schnellste Amphibie zuerst in die Pedalen steigen durfte. Dicht auf den Fersen folgte ihm mit der Berliner Meisterin Conny Bleul bereits die erste Frau. Dahinter rangierte als bester Startschwimmer aus der DDR Gunnar Dame.

„It's now or never“, dröhnte Elvis aus einer nahegelegenen Frittenbude. Aber alle Anfeuerung half den StarterInnen aus der DDR wenig. Ihre Siegeschancen blieben gering. Ein Teilnehmer von Lok Greifswald wußte auch, weshalb: „Die Westfahrräder sind doch wesentlich besser als unsere“, konstatierte er vor dem Beginn des schwierigen Querfeldein -Rundkurses. Für sehr viel Westgeld jedoch, so der Greifswalder weiter, deckten sich DDR-Aktive mehr und mehr mit sportivem West-Know-how ein. Ein lohnendes Geschäft für hiesige Sportartikelfirmen, weil Triathlon in der DDR neben Tennis und Golf - als boomende Sportart gilt.

Im Kampf Drahtesel gegen Mountain Bike setzte sich letztendlich der Einheimische Frank Belewski klar durch Youngster Dierig hingegen fiel weit zurück. Belewski bog als Erster auf die 5,6 Kilometer lange Laufstrecke ein, während Conny Bleul bei den Frauen schon längst ein einsames Spitzenrennen lief. Beide ließen sich den „Platz an der Sonne“ nicht mehr nehmen und zerschnitten das Zielband just zu der Zeit, wenn Otto Normalberliner seinen Sonntagsbraten tranchiert. Die TriathletInnen aus der DDR landeten „nur“ auf den hinteren Spitzenplätzen, versprachen aber hoch und heilig wiederzukommen. Da verschmerzte Herr Schultz sogar die Abwesenheit der CSSR-Equipe.

Jürgen Schulz

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