: It's Cryin‘ Time...
■ Johnnie Ray starb mit 63 / Tip für die hinterbliebenen Fans: „It's no Secret, You Feel Better When You Cry“
Los Angeles (ap/taz) - Der große Popstar der 50er Jahre, Johnnie Ray, ist am Samstag im Alter von 63 Jahren in Los Angeles an Leberversagen gestorben. Johnnie Ray kultivierte das Image des schmerzgeschüttelten, vom (Liebes)Leben gebeutelten Jungen in dramatischen Bühnenshows: Oft ganz in Schwarz, im Spotlight zusammengesackt hinter dem Mikro, dann aufspringend die Mikrophonstange entschlossen packend und trotz allem weitermachend, heulte er seine emotionalen Songs in Ohren und Herzen von Millionen weiblichen und männlichen Teenies.
Mit seiner sex-vibrierenden Stimme, den rhythmischen Songs und seiner Vortragsweise war er in der Popgeschichte das Bindeglied zwischen Frankieboy und Elvis The Pelvis, zwischen Bigband-Schmuser und Rock'n'Roll-Shouter. Seine Mischung aus Rhythm and Blues, Country und Gospel war eine Urform des Rock.
Sein erster Hit, Cry, war vermutlich auch der erfolgreichste. Über 25 Millionen Platten wurden verkauft. „To cry“ heißt weinen, heulen, und seine Schluchz- und Schreisongs trugen Ray - in lautmalerischer Anspielung auf den Prince of Wales - den Beinamen Prince of Wails (Fürst des Heulens) ein. „Herr des Elends“ war ein anderer Beiname des Idols. Und sein Hit empfahl, revolutionär, auch harten jungen Männern, zu weinen, um Herzschmerz zu lindern; denn: wenn die Freundin weg ist, fühlt man sich einfach besser, wenn Tränenfluß den Gefühlshaushalt wieder reguliert, riet der Sänger.
Zu seinen weiteren Hits zählen Just Walkin‘ in the Rain und Yes Tonight Josephine, Brokenhearted und Somebody Stole My Gal.
Johnnnie Ray war kurzzeitig auch als Filmdarsteller populär. An der Seite Marilyn Monroes spielte er in dem Film There's No Business Like Showbusiness. Seine US-Karriere als Live- und Plattenstar ging zu Ende, als der Rock'n'Roll populär wurde, aber in England und Australien hielten ihm die Fans die Treue.
Bye bye, Johnnie. It's Cryin‘ Time.
ci
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