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Wechselkurs von 1:1 wird in Bonn dementiert

■ 'Herald Tribune‘: Eine Ost-Mark für eine West-Mark ist beschlossene Sache / Regierungssprecher dementiert / Finanzminister Waigel warnt vor Spekulationen / Bundesbankchef Pöhl mahnt DDR-Sparer zu Besonnenheit / USA und Italien fürchten Zinserhöhung in der Bundesrepublik

Bonn (afp/taz) - Bundesfinanzminister Waigel und Bundesbankchef Pöhl haben am Wochenende bekräftigt, daß derzeit keine Aussage über den Wechselkurs der DM-West und der DDR-Mark bei Schaffung einer Währungsunion möglich sei. Damit traten sie Spekulationen entgegen, daß der Kurs von 1:1 bereits feststehe. Es sei verantwortungslos, in der Öffentlichkeit über einen Umtauschsatz zu spekulieren, denn damit würden in der DDR und in der Bundesrepublik gleichermaßen Befürchtungen und Erwartungen geschaffen und Auswirkungen auf die Finanzmärkte erzeugt, sagte Waigel der 'Welt am Sonntag‘.

Anlaß für die Spekulationen waren nach Angaben der Zeitung offenbar Äußerungen der Bonner Staatssekretäre Otto Schlecht vom Wirtschaftsministerium und Bernhard Jagoda vom Arbeitsministerium. Jagoda ist Mitglied der gemeinsamen Expertenkommission zur Vorbereitung der Währungsunion. Die 'Harald Tribune‘ hatte unter bezug auf Regierungskreise berichtet, die Bonner Regierung habe einen Kurs von 1:1 beschlossen, weil nur so ein Massenexodus aus der DDR verhindert werden könne. Um eine Überhitzung der Konjunktur zu vermeiden, sollten die DDR-Sparguthaben aber erst allmählich freigegeben werden. Geplant sei auch, die laufenden Transfers, wie Löhne, Mieten und Renten, auf den Kurs von 1:1 umzustellen. Dieser Umstellungsprozeß würde Bonn mehr als 100 Milliarden kosten. Ein Regierungssprecher dementierte, daß dies beschlossene Sache sei - es handle sich um ein Angebot an Ost-Berlin.

Bundesbankpräsident Pöhl sagte dem 'Spiegel‘, der Umtauschsatz nach der Währungsumstellung werde für Sparer „auf jeden Fall günstiger sein als das, was heute auf dem freien Markt erzielt werden kann“. Er wollte sich allerdings nicht auf das neue Währungsverhältnis festlegen, weil dazu Daten aus der DDR fehlten. Der Prozeß zur Währungsunion, der normalerweise mehrere Jahre dauern würde, sollte angesichts der Stimmung in der DDR „so schnell wie möglich zum Abschluß“ gebracht werden.

Die Finanzminister der USA und Italiens, Brady und Carli, haben sich besorgt über die Folgen einer deutsch-deutschen Währungsunion für die Weltwirtschaft geäußert. Carli sagte nach einem Gespräch mit seinem US-Kollegen am Samstag in Rom, wenn eine Zinserhöhung in Deutschland auf die internationalen Finanzmärkte übergreifen würde, könnte das die Wirtschaftsentwicklung weltweit bremsen.

In der Bankenwelt herrschen widersprüchliche Einschätzungen über die Zinsentwicklung in der BRD. Während Bankenverbandschef Wolfgang Röller auf Dauer mit einem Sinken der gegenwärtig hohen Zinsen rechnet, sieht Sparkassenchef Helmut Geiger dafür zur Zeit keine Gründe.

woz

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