piwik no script img

Kohl mit Bush einig

Im Mittelpunkt von Camp David: Polens Westgrenze  ■  Aus Washington Rolf Paasch

Das „wichtigste Nachkriegstreffen eines Bundeskanzlers mit einem US-Präsidenten“, so die 'Washington Post‘ vom Wochenende, ist von einer fast unerträglichen Leichtigkeit derzeitiger Geschichte geprägt. Beide Regierungschefs bekräftigten bei der Abschlußpressekonferenz gestern abend in Camp David, daß die Vereinigung eine Sache der Deutschen sei. Deutschland müsse „ein volles Mitglied der Nato, die Teilnahme an der militärischen Struktur eingeschlossen, bleiben“, betonte Bush. Das heutige Gebiet der DDR solle einen Sonderstatus erhalten, der die Sicherheitsinteressen der UdSSR und der anderen europäischen Staaten berücksichtige. Die polnische Westgrenze werde von den USA „voll“ anerkannt, sagte Bush und verwies auf die Helsinki -Schlußakte, nach der die derzeitigen Grenzen unverletzlich sind und nur friedlich verändert werden dürften. Er unterstrich, daß die USA nicht befürchten, daß ein vereinigtes Deutschland ein aggressiver Staat werden könne. Kohl erneuerte seinen Standpunkt, daß die endgültige Regelung der Grenzfrage mit Polen Sache einer frei gewählten Regierung nach der Vereinigung sei. Fortsetzung auf Seite 2

„Wieder und wieder“ habe er erklärt, daß niemand die Frage der deutschen Einheit an die Grenzfrage knüpfen wolle.

Noch vor den Gesprächen mit dem US-Präsidenten hatte Kohl am Samstag erklärt, vorerst könnten Bonn und Ost-Berlin Gespräche mit Warschau aufnehmen sowie die Parlamente Erklärungen zur polnischen Westgrenze abgeben. Auch sei der polnische Ministerpräsident Mazowiecki von ihm noch vor seiner US-Reise telefonisch unterrichtet worden, man werde nach den

DDR-Wahlen Kontakt aufnehmen. Bush rief, um Befürchtungen über einen deutsch-amerikanischen Alleingang auszuräumen, noch am gleichen Tage die britische Premierministerin Thatcher und den französischen Staatspräsidenten Mitterrand an. Von Konsultationen mit dem sowjetischen Staatschef Gorbatschow war nicht die Rede.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen