Energie-betr.: "Windräder: Energie liegt in der Luft", taz vom 21.2.90

betr.: „Windräder: Energie liegt in der Luft“, taz vom 21.2.90

Auch wenn die Windenergiesituation zur Zeit relativ günstig zu beurteilen ist, so liegt sie und alle anderen Arten der regenerativen Energiequellen absolut gesehen doch bedrückend hinter dem zurück, was bei etwas gutem Willen aller Beteiligten hätte erreicht werden können. Ich erspare es mir auf Länder wie Dänemark und Kalifornien zu verweisen, wo schon viel früher ein Umdenken stattgefunden hat. Wenn Siemens - Vorstandsmitglied Barthelt den Anteil regenerativer Energiequellen auf maximal zehn Prozent einschätzt, so ist diese Aussage kaum das Papier wert, auf der sie steht.

Zuerst stellt sich doch folgende Frage: Sind sämtliche Standorte für Windräder, Sonnenenergie (jedes nach Süden gerichtete Hausdach ist heute potentiell in der Lage, thermisch oder elektrisch Sonnenenergie einzufangen) und Wasserkraftanlagen ausgeschöpft? Die Frage nach Anteilen am Gesamtenergiemarkt geht doch am Kern des Problems vorbei beziehungsweise lenkt davon ab. Es führt mittelfristig kein Weg mehr daran vorbei, sich von den fossilen Energieträgern zu verabschieden zugunsten von nachwachsenden Rohstoffen und der regenerativen Energie. Es ist schon lange nicht mehr die Frage, wie lange reichen Öl, Kohle, Uran etc., sondern wie lange dauert es, bis auch der/die Letzte es einsieht, daß wir diese Vorräte überhaupt nicht ausnutzen dürfen/können, eben wegen der Klima- und Umweltbelastung. Jede Investition in diesen Zweig entzieht der alternativen Energie die dringend benötigten Finanzmittel (speziell Milliardengräber wie Kalkar, Mülheim-Kärlich, Wackersdorf usw.). Um die negativen Seiten des Energieverbrauches wirksam einzuschränken, greift letztendlich nur eine drastische Einschränkung des Verbrauchs. Wir haben hier die technischen und finanziellen Möglichkeiten, Energie sparsam und intelligent bereitzustellen und anzuwenden; dies muß aber auch getan werden, besonders im Hinblick darauf, daß in den nächsten Jahren besonders in den Ländern der sogenannten Dritten Welt ein gewaltiger Anstieg des Energieverbrauchs zu erwarten ist.

Welche Märchen wollen wir unseren Nachkommen eigentlich auftischen, wenn uns berechtigterweise der Vorwurf gemacht wird, warum wir es soweit haben kommen lassen, beziehungsweise was wir gegen die Klimakatastrophe getan haben. Ehrlicherweise müßten wir dann sagen: „Wir haben es zwar geahnt, und es wurde auch immer darauf hingewiesen, aber wir haben nicht gedacht, daß es so schlimm würde.“

Da ist dann des/r Umweltbewegten neue Familienkutsche, natürlich schon mit KAT, auch kein Ausweg. Denn: Der Katalysator ist Opium fürs (Auto)Volk.

Georg Brendebach, Elkhausen