: Enterhaken weg
■ Deutsche Wirtschaft läßt Finger vom America's Cup
So schön war's geplant, daß selbst Forschungsminister „Fliege“ Riesenhuber sich mächtig ins Zeug legte und für das Projekt trommelte: Deutsche Finanzkraft gepaart mit deutschem Erfindergeist sollte im Verein mit deutscher Segelkunst den Amis, Neuseeländern und Australiern auf den Weltmeeren endlich mal zeigen, was 'ne Harke ist.
Beim Neptun, wer sind wir denn, daß um den aufwendigsten und prestigeträchtigsten Segelwettbewerb der Welt immer nur die anderen streiten! Die 23 Millionen Mark für die Herausforderung '92 sollten doch aufzutreiben sein! Waren sie auch: Daimler, Thyssen und eine Deofirma wollten den Etat fast in Gänze übernehmen. Seit Dienstag abend werden die Enterhaken eingezogen.
Zuerst hatte Thyssen gepaßt und nun auch Daimler. Segelfan Edzard Reuter persönlich hob das Stoppschild, weil nunmehr „die Idee eines Gemeinschaftsunternehmens der deutschen Wirtschaft“ (Firmensprecher Kleinert) nicht mehr gegeben sei. Die 'Spiegel'-Meldung, die Stuttgarter würden 51 Prozent der Kosten übernehmen, „übersteigt unsere Vorstellung und unsere Kräfte“. Jammert Chefinitiator Achim Griese: „Eine Riesenkatastrophe.“ Und „Fliege“ Riesenhuber schweigt.
-thöm
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen