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Reps verbrüdern sich mit Front National

7.000 bei Aschermittwoch der „Republikaner“ in Cham  ■  Aus Cham Bernd Siegler

Etwa 7.000 Anhänger der rechtsextremen „Republikaner“ in der Ostbayernhalle in Cham: die volle Halle ließ den Bundesvorsitzenden Franz Schönhuber, schwer gebeutelt durch interne Machtkämpfe, sichtlich aufleben. Er genoß die „Schönhuber, Schönhuber„-Rufe und kündigte an, „wir werden kämpfen, solange wir atmen“. Vor allem aber wollte er seine Kooperation mit der französischen Front National des Jean Marie Le Pen demonstrieren.

Mit Yvan Blot und Bruno Golnisch waren zwei Europaabgeordnete der FN eigens nach Cham gereist, um Grüße ihres Parteichefs zu entrichten. Blot, der früher dem Zentralkomitee der gaullistischen RPR angehörte, schlug scharfe Töne an. Er betonte, Deutschland und Frankreich seien „kein Einwanderungsland“. Die „Invasion durch Ausländer“ sei eine „Herausforderung für die abendländische Kultur“. Nur durch eine Verbrüderung der „deutschen und französischen Patrioten“, durch das Zusammengehen von Republikanern und Front National könne dieser zersetzenden Tendenz begegnet werden. Er sprach sich - wie später auch Schönhuber - für ein „Europa der Vaterländer“ aus, das unabhängig von den beiden Supermächten sein solle.

Auf diese Tonart des rechten Anti-Amerikanismus stimmte sich jetzt Schönhuber voll ein. In Cham protestierte er gegen den „amerikanischen Liberalismus“, der durch „den Zerfall unserer europäischen Werte unsere Kinder gefährdet“. „Alle fremden Truppen haben Deutschland zu verlassen“, rief Schönhuber. Nach solchen Sätzen standen die 7.000 und jubelten.

Zwei Drittel von Schönhubers Rede war seinem Lieblingsthema gewidmet, der „bösen Presse“: kleinkarierte Presseschelte quer durch den deutschen Zeitungsmarkt - von 'Bild‘ bis zur 'Brigitte‘ von der 'Süddeutschen Zeitung‘ bis zum 'Spiegel‘. Schönhuber verspricht, von nun an „wie ein Wanderprediger durch Deutschland zu ziehen und jeden Tag die Wahrheit sagen“: nur allein die Reps seien in der Lage die Wiedervereinigung schaffen. Dazu gehört das Ende der Entwicklungshilfe („Jede Mark den Deutschen“), das Ende der „Verzichtserklärungen“ („Deutschland existiert in den Grenzen von 1937“) sowie das Ende der „Umerziehung“. Als dann Schönhuber-Zögling Harald Neubauer, Landesvorsitzender der Reps in Bayern, verkündete, daß „in Cham der Himmel aufriß und die Sonne durchkam, als Franz Schönhuber zu uns sprach“, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Schönhuber strich seinen Zögling über den Kopf und die Zeit war reif für das Deutschland-Lied.

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