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„Wie im richtigen Leben“

■ Eine Schule für Leute, die wie in der realen Arbeitswelt lernen wollen

„Wir stehen hier nicht unter dem Zwang, eine Norm zu erfüllen.“ Kerstin ist eine von 39 Jugendlichen im Jugendbildungsprojekt „Stadt als Schule“ (SAS). Seit über einem Jahr besucht sie die Schule, in der junge Leute, die in den herkömmlichen Schulen nicht zurechtkamen und nicht mehr schulpflichtig sind, ihre Interessen und Neigungen in praxisbezogenen Lernen vertiefen können. „Wir bekommen hier einen ganz anderen Bezug zur realen Arbeitswelt“, sagt Kerstin, die gerade in einer Textilwerkstatt arbeitet. Nächstes Jahr will sie das Abitur nachholen. „Kein Nachbeten oder Auswendiglernen wegen irgendwelcher Zensuren. In den Praktika findet ein Prozeß statt, der uns mit der Arbeit persönlich verbindet, so daß wir uns mit ihr identifizieren können. Aber motivieren muß ich mich schon selbst.“

Motivation und ein freies Interesse etwas zu lernen sind die einzigen Aufnahmekriterien der SAS. Die Idee der Schule, Bildung durch Lernen in der Praxis zu vermitteln, stammt aus den USA. 150 Praxisplätze von A bis Z decken beinahe sämtliche Berufsfelder ab. Das Schulteam arbeitet beispielsweise mit TonmeisterInnen, ImkerInnen, TheaterregisseurInnen und dem Planetarium zusammen. Aber auch ausgefallenere Wünsche können erfüllt werden. So hat letztes Jahr ein Jugendlicher ein Praktikum bei einem Tierpräparator gemacht. „Und wenn einer was ganz anderes machen will, helfen wir ihm individuell bei der Suche“, sagt Guido Lamdreh, einer von den zehn Lehrkräften der SAS.

An zwei Tagen in der Woche werden Fächer wie Mathematik oder Englisch unterrichtet. Außerdem können die Jugendlichen in Lernbereichsgruppen ihre Erfahrungen aus der Praxis austauschen. Neben großzügigen Unterrichtsräumen besitzt die SAS auch eine Kaffee-Küche, ein Fotolabor und eine Werkstatt. Das Arbeitsamt unterstützt die Jugendlichen finanziell.

Julia Schmidt

Kontakt und Adresse: Stadt als Schule, Friedrichstraße 224, 1000 Berlin 61, Telefon: 251 10 01

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