: Post-Streik für Pinkelpause
■ 330.000 Überstunden in Bremen / Jeder 12. Postler krank
Seit einem Jahr fordert die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) das Bundes-Postministerium zu Verhandlungen auf. Jetzt droht die Gewerkschaft mit Streik.
Nach dem Willen der DPG soll Postminister Schwarz-Schilling endlich Tarifverträge über Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten von zigtausend Briefträgern, Fernmeldetechnikern und Paketzustellern abschließen. Am 3. April entscheidet das Bundesarbeitsgericht über die Rechtsgrundlage dieser Tarifverträge. „Was in der freien Wirtschaft gilt, muß auch bei der Deutschen Bundespost möglich sein“, sieht Harald Schütz, Bezirksvorsitzender der DPG-Bremen, dem Urteil optimistisch entgegen. Weniger Anlaß zu Gelassenheit sieht Schütz dagegen bei den gegenwärtigen Arbeitsbedingungen der Post-Kollegen: Durch Personaleinsparungen im letzten Jahr „steht den Dienststellen das Wasser bis zum Hals“. Über 330.000 Überstunden schieben allein die Bremer Postler vor sich her. Acht
Prozent der Beschäftigten sind krank. Dadurch, so Schütz, entstehe ein „riesiger Leistungsdruck“, der sich negativ auf den Service auswirke.
Verantwortlich für die angespannte Situation sei die vom Postministerium vor einem Jahr angeordnete Pinkelpausen -Verkürzung von 9 auf 3 1/2 Minuten pro Stunde. Durch die Zeitersparnis wurden im letzten Jahr 4.000 Stellen gestrichen. Die DPG fordert eine 6minütige Pinkelpause (im Post-Deutsch: „Persönliche Verteilzeit“) und eine 4minütige Pause für Blicke zwischen KollegInnen („sächliche Verteilzeit“) pro Arbeitsstunde.
Am 3. April entscheidet das Bundesarbeitsgericht, ob diese Arbeitsbedingungen in die Tarifverträge aufgenommen werden dürfen. Sollten sich die drei Verhandlungspartner Post -Dienst, Post-Bank und Telecom, innerhalb von drei Tagen nach Urteilsverkündung nicht zu Verhandlungen bereiterklären, will die DPG streiken.
mk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen