: Kontraproduktiv-betr.: "Bannt Mandela blutige Bandenkriege in Natal?", taz vom 24.2.90
betr.: „Bannt Mandela blutige Bandenkriege in Natal?“,
taz vom 24.2.90
Der Artikel von Knut Pedersen bringt unterschwellig das Schlagwort von der „Gewalt Schwarzer gegen Schwarze“ nun auch in der taz unter. Mit der Behauptung, die gewalttätigen Auseinandersetzungen in Natal seien nicht das Produkt einer politischen Auseinandersetzung, sondern auf ethnische Konflikte zurückzuführen, wird einfach die Sprachregelung des Rassistenregimes in Pretoria übernommen. Als wissenschaftliche und damit ja scheinbar seriöse Quelle werden die Untersuchungen zweier Politologen und eines Sozialwissenschaftlers herangezogen. Über den Hintergrund der Wissenschaftler und ihrer Untersuchungen erfahren die LeserInnen nichts. Zum Beispiel, wer gab die Untersuchung in Auftrag, wie repräsentativ sind die Untersuchungen usw. (...)
Wichtig ist, daß der Artikel jeglichen historischen Kontext über den Konflikt in Natal beiseite schiebt. Er ignoriert das antidemokratische und gewalttätige Vorgehen von Inkatha gegenüber demokratischen Widerstandsorganisationen, gegen die eigenen Mitglieder (Zwangsmitgliedschaft) ebenso wie die einseitige Deckung von Inkathas Übergriffen durch die südafrikanische Polizei. Statt dessen wird behauptet, die Morde seien nicht politisch motiviert, sondern Ausdruck eines ethnischen Konflikts zwischen Zulus und Xhosas. Diese Ansicht ignoriert das politische Kalkül'mit dem Inkatha die Gewaltschraube anzieht, um vor einer zukünftigen Machtverteilung die demokratische Opposition in Natal zu zerschlagen und deren Platz einzunehmen. Es sei noch darauf verwiesen, daß es immer wieder Berichte über eine Zusammenarbeit von Inkatha und der südafrikanischen Polizei gibt.
Fazit: Kritische Berichte über die Opposition sind sicherlich keine Ketzerei. Sie sollten aber gründlich und mit Hintergrundwissen geschrieben werden. Behauptungen und alte Vorurteile der Gegenseite zu übernehmen, dient keiner kritischen Auseinandersetzung, sondern ist kontraproduktiv. (...)
Christoph Hermani, Anti-Apartheid-Bewegung, Lokalgruppe Hamburg
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