Friedrichstraße sperren?

■ Überlegungen, wie man mit dem neuen Dauerstau in Ost-Berlin nördlich des Checkpoint Charlie umgehen soll / Die DDR-Grünen sind für Sperrung

Im Norden West-Berlins liegt der Übergang Chausseestraße, im Westen sind es die Invalidenstraße und der Potsdamer Platz und im Süden der Checkpoint Charlie: Früher war die Friedrichstraße von drei Seiten eingemauert, heute ist sie Durchgangsstraße für fast alle DDR-AutofahrerInnen, die in der Stadtmitte die Grenze überqueren. Die Folge: Auf der relativ schmalen Trasse geriet der Stau zur Dauereinrichtung. Der Kollaps des Autoverkehrs trifft auch die Busse der BVB: Manchmal hätten sie Verspätungen von einer halben Stunde, klagt Jochen Bona, grüner Vertreter am Runden Tisch für Ost-Berlin.

Geht es nach Bona und dem Runden Tisch, dann kehrt im Sommer in der Friedrichstraße wieder Friede ein. Schon am 22. Februar forderte das Gremium, die Straße zwischen Bahnhof Friedrichstraße und Leipziger Straße zu sperren und für Taxis, Anlieger und Lieferanten zu reservieren - und natürlich für die Busse.

In West-Berlin löste schon der vergleichsweise harmlose Plan, die Steglitzer Schloßstraße an einigen Samstagen und noch dazu rein versuchsweise zu sperren, Proteste aus - in Ost-Berlin dagegen steht den Sperrungsplänen für die Friedrichstraße nun nichts Entscheidendes mehr entgegen. Das behauptet zumindest Bona: Der Verkehr könne über westlich gelegene Parallelstrecken - Neustädtische Kirchstraße und Glinkastraße umgeleitet werden; einige Baracken am Reichstagsufer hinter dem Bahnhof müßten abgerissen und drei Kreuzungen mit Ampeln bestückt werden. Auch den Verkehrsplanern des Magistrats seien auf einem Ortstermin keine größeren Bedenken eingefallen, so berichtet Bona, der hauptberuflich selbst Verkehrsplaner ist.

Im Büro von Verkehrsstadtrat Manow hört sich das allerdings noch anders an: „Es gibt noch keinerlei Festlegung“, wiegelt Manow-Sprecherin Karnopp ab. Man sei vorerst lediglich „bereit, diese Dinge zu untersuchen“, bekräftigt Manow -Mitarbeiter Hartmut Rätz. Denn auch die geplanten Entlastungsstraßen seien im Berufsverkehr jetzt schon verstopft. Erst müßten deshalb die Verkehrsströme ermittelt werden - dann könne man entscheiden. Bevor Rätz grünes Licht für die Sperrung geben kann, muß er überdies klären, ob die DDR-Wirtschaft die nötigen Rotlichter - genauer: Ampeln liefern kann. Bona sieht allerdings auch darin kein Problem: Ampeln könnte sich der Magistrat in West-Berlin besorgen.

hmt