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Streit um Umweltschutz Nord

■ Freund des Geschäftsführers sollte Anlage genehmigen / Von der Aufgabe jetzt entbunden

Hans-Peter Weigel ist Beamter in der Umweltsenatorin Eva -Maria Lemke-Schulte unterstellten Wasserbehörde. Und Hans -Peter Weigel ist ein guter Freund von Kurt Lissner, der wiederum Geschäftsführer der Firma Umweltschutz Nord ist. Was im Prinzip völlig uninteressant wäre, wenn nicht Weigel gleichzeitig federführend für das Genehmigungsverfahren von Umweltschutz Nord verantwortlich wäre. Besser: gewesen wäre. Denn gestern entband der Umweltsenatsdirektor Jürgen Lüthge Weigel von dieser Aufgabe. Tags zuvor war nämlich über den Weser Kurier bekannt geworden, daß Weigel auf der Privatranch von Lissner im fernen Texas Urlaub gemacht hatte. Dreimal, wie Lüthge inzwischen herausfand, zwischen 1984 und 1987. Lüthge: „Es entsteht so der Verdacht, daß die gebotene Distanz nicht gegeben ist.“

Eine Distanz, die bei dem Genehmigungsverfahren dringend geboten ist. Denn Umweltschutz Nord will auf dem ehemaligen Gelände von Mobil Oil am Hüttenhafen ölverseuchte Böden und ölverseuchtes Wasser reinigen. Umweltschützer wie der Gesamtverband Natur-und Umweltschutz Unterweser haben „Zweifel an der Umweltverträglichkeit“ der Anlage. Und obwohl das Genehmigungsverfahren nach Gutachterbeteiligung erst im kommenden Jahr beendet sein wird, kann Mobil Oil schon jetzt Böden behandeln. Es fehlen allerdings immer noch Grenzwerte,

unterhalb derer die Böden wieder „Wirtschaftsgut“ sind.

Für Umweltsenatorin Lemke-Schulte ist die Anlage dringend erforderlich. Es ginge nicht an, alle Entsorgungswege zu versperren und zu neuen Verfahren grundsätzlich nein zu sagen. Senatsdirektor Jürgen Lüthge sagte

zu, daß der Umweltverband am Planverfahren beteiligt werde und auch bei der Auswahl des Gutachters mitgehört werden solle. Gast bei der Pressekonferenz war auch der Umweltkommissar Vogel. Er ermittelt gegen Weigel wegen des Verdachtes der Bestechlichkeit.

hbk

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