: D O K U M E N T A T I O N Gisela Breitling:
■ Plädoyer für eine Akademie plus Museum für die Kunst von Frauen - besser noch: viele
Seit Einschätzungen oder Bewertungen von Kunst als Kunstgeschichtsschreibung überliefert werden, ist Männlichkeit höchstes Kompliment - edle oder heroische Männlichkeit, männliche Kraft des Strichs, männliche Begeisterung, oder Männlichkeit an sich. (...) Um die Jahrhundertwende beklagten Männer die Verweiblichung der Kunst. Galt ein Kunstwerk als nicht geglückt oder kritikwürdig, so wurde ihm ein weiblicher Charakter unterstellt: Schwächlichkeit, Unentschiedenheit, Süßlichkeit, Schwülstigkeit. Daß etwa ein Kunstwerk als „zu männlich“ kritisiert worden wäre, ist mir nicht bekannt, doch müßte dies der Fall sein, wenn es Androgynität in der Kunst gäbe oder wenn Androgynität als Kriterium gelten würde. (...) Aber das Wort Androgynität gerät ohnehin nur dann in die Kunstdebatte, wenn Kunst von Frauen in Rede steht. Nur Frauen, nicht Männer müssen Androgynität beweisen.
(...) Frauenausstellungen sind kein Indiz für weibliche Separierungswünsche, sondern Antwort auf männlich bestimmte Ausgrenzungspolitik.
In den letzten 10 Jahren ist eine Ästhetik als feministisch bzw. weiblich definiert worden, die ... darauf hinausläuft, Weiblichkeit als gefühlvoll, spontan, naturhaft, emotional etc. aufzufassen. Diese Vorstellungen sind weder neu noch originell noch emanzipatorisch, denn sie unterscheiden sich in nichts von den traditionellen männlichen Definitionen des Weiblichen ... . Die Akademie/das Museum für Kunst von Frauen böte den Lehrenden und Lernenden den Freiraum, diese Diskussion zu vertiefen, sich von überkommenen Weiblichkeitsdefinitionen zu befreien und einen authentischen weiblichen Lebensentwurf zu wagen.
Auszüge aus: „Frauenmuseen - Fortschritt oder Ghettoisierung„
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