piwik no script img

Genußmensch Zimmermann-betr.: "Ein schwernasser Furz", taz vom 3.3.90

betr.: „Ein schwernasser Furz“, taz vom 3.3.90

(...) Minister Zimmermann hat leider nur recht, wenn er schon jetzt einer Ausdehnung des sogenannten Tempolimits auf das Gebiet der bisherigen DDR energisch entgegentritt.

Hat sich Ihr Redakteur einmal ernstlich vorgestellt, wie er das Territorium des jetzt und künftig entstehenden Deutschlands mit Tempo 100 oder gar 80 durchmessen will?

Ein Wort zum Thema Alkohol: Auch hier spricht der Genußmensch Zimmermann, kein Zufall ein Bayer, ein wichtiges Thema an, indem er das absolute Alkoholverbot am Steuer der DDR an den Pranger stellt. Will Ihr Redakteuer künftig sein Cordon bleu ohne ein Glas Wein zu sich nehmen?

Sehen wir mit Zimmermann auch den unangenehmen Tatsachen ins Auge: Die überaus erdrückende Mehrzahl der Verkehrsunfälle erfolgt in nüchternem Zustand. Wenn Sie selbst einmal versuchsweise Alkohol zu sich nehmen und danach Auto fahren, werden Sie feststellen, daß die aufkommende Gelassenheit die möglicherweise abfallende Konzentrationsfähigkeit mehr als wettmacht - sofern das Fahrzeug technisch auf dem neusten Stand ist, die Straßenverhältnisse ein entspanntes zügiges Fahren zulassen (hier ist die Politik gefordert!) und der Alkoholkonsum bewußt und in Maßen erfolgt, wie das Millionen mündiger Westbürger tagaus, tagein rund um die Uhr demonstrieren.

Die automobilistische Grundversorgung der Menschen in der DDR muß jetzt umfassend gesichert werden, hier lag ein schweres Versagen des alten Systems. Die automobile Lebensfreude, die aus dem vom Schreiber kritisierten Artikel der 'Junge Welt‘ spricht, darf auch und gerade den Menschen drüben nicht vorenthalten bleiben.

Dr. Schreiber-Aibich, Förderkreis Auto & Umwelt, Berlin

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen