Zentraler Bereich: Schreyer soll zurückstecken

■ SPD-Senatoren protestieren gegen Schreyers Pläne für Zentralen Bereich / Nagel will mehr Beton / Wagner findet Verkehrspläne „unrealistisch“ und vermißt Fernbahnhof am Lehrter Bahnhof / Schreyer muß nachsitzen / Wettbewerb für Potsdamer Platz vertagt

Das hat AL-Umweltsenatorin Schreyer schlau angestellt: Weil sie mit ihrem vergangene Woche vorgestellten Konzept für den Zentralen Bereich die SPD-Senatskollegen in der gestrigen Senatssitzung zu heftigem Widerspruch reizte, wurde ein anderer Streit erst mal vertagt. Erst in drei Wochen soll über den Termin für die Ausschreibung des städtebaulichen Ideenwettbewerb entschieden werden, der die Grundlage für den Daimler-Benz-Neubau am Potsdamer Platz liefern soll. Bis dahin soll Schreyer ein überarbeitetes Konzept für den Zentralen Bereich vorlegen, inklusive Zeitplan.

Der von Bausenator Nagel (SPD) angepeilte Ausschreibungstermin im März sei damit ja wohl hinfällig, freute man sich gestern in Schreyers Umgebung. Wie berichtet, wollte Schreyer die DDR-Kommunalwahlen im Mai abwarten, war damit jedoch auf den Protest des Bausenators gestoßen, der mit Daimler-Benz bereits den März-Termin abgesprochen hatte.

An drei Punkten habe es in der gestrigen Senatsdiskussion über den Zentralen Bereich „Dissens“ gegeben, erklärte Senatssprecherin Kiele auf Anfrage. Unterschiedliche Meinungen gab es laut Kiele nicht nur über den Grünanteil und die Verkehrsplanung, sondern auch in der Frage, ob die Öffentlichkeit bereits in die Diskussion einbezogen werden soll, bevor ein verbindlicher Senatsplan vorliegt. So wünscht es Schreyer, die SPD ist dagegen.

Die Pläne der SPD: Bausenator Nagel verlangt weniger Grün und mehr Beton - vor allem rund um den Potsdamer Platz. Sowohl auf dem Gelände des ehemaligen Potsdamer Bahnhofs an der Südseite des Platzes, als auch auf dem Lenne-Dreieck im Norden könne man sich zusätzliche Bauflächen vorstellen, bestätigte Nagels Staatssekretär Görler gestern auf taz -Anfrage. Der Platz wäre dann rundum mit Bauten eingerahmt. Schreyer dagegen will die Naturflächen der „Grüntangente“ als Keile von Nord und Süd direkt an den Platz führen.

„Große Probleme“ habe man auch mit Schreyers Straßenplänen, bestätigte Görler. Schreyers Plan, die Entlastungsstraße nur mit der Ebertstraße zu ersetzen und den Durchgangsverkehr aus dem Tiergarten zu verbannen, findet sowohl bei Nagel als auch bei Verkehrssenator Wagner Kritik. Schreyers Konzept sei „unrealistisch“, urteilte Wagners Staatssekretär Schneider gestern auf Anfrage. „Neue Gedanken“ müsse sich Schreyer auch über die Verkehrsströme zwischen Ost und West machen. Wenn das Brandenburger Tor für den Autoverkehr geschlossen bleibe, sei eventuell eine neue Ost-West -Straßenverbindung nötig, die den Verkehr von der Straße des 17. Juni nach Osten weiterleite.

Schneiders Hauptkritik richtet sich jedoch gegen Schreyers Absage an einen neuen Fernbahnhof für den Nord-Süd -Eisenbahnverkehr am Lehrter Stadtbahnhof. Schneider legt „Wert darauf“, daß dieser - unterirdische - Bahnhof in Schreyers Rahmenplan einfließt. Damit befinde er sich ja auch auf einer Linie mit dem AL-Verkehrsexperten Cramer, meinte Schneider. Wie berichtet, gibt es Befürworter des Bahnhofs-Projektes auch in Schreyers Behörde. Sie konnten sich hausintern aber nicht gegen die Naturschützer durchsetzen, die bei einer Reaktivierung der Nord-Süd -Eisenbahn um den wilden Bewuchs auf ehemaligem Schienengelände in Schöneberg fürchten müssen.

hmt