: Vorlauf: Ein Film der frühen Jahre
■ Mit Eichenlaub und Feigenblatt
(Mit Eichenlaub und Feigenblatt, RTL plus, 0.05 Uhr) Große Worte standen im Oberhausener Manifest, das 26 Regisseure am 28. Februar 1962 öffentlich machten, zum Beispiel die Sentenz: „Wir erklären unseren Anspruch, den neuen deutschen Spielfilm zu schaffen.“ Aus großen Worten wurden leider wenn überhaupt - nur kleine Filme; die meisten Unterzeichner sind heute namentlich vergessen.
Einer von ihnen war Franz-Josef Spieker, dessen Debütfilm Wilder Reiter GmbH zum einen mit frechen Inhalten und eben solcher Regie, zum anderen als frühes Resultat der Oberhausener „Rebellion“ immerhin noch nationale Filmgeschichte schreiben konnte. Mit Eichenlaub und Feigenblatt war 1968 dann der zweite, ebenfalls selbst verfaßte Spielfilm Spiekers. Werner Enke (der mit Zur Sache Schätzchen zum Szenestar avancierte) spielte die Hauptfigur Jürgen, der zwecks Erlangung unsterblichen Heldenruhms zu den Fallschirmjägern möchte. Daraus wird von vornherein schon mal nichts, denn er ist lungenkrank und übersteht nich einmal die Musterung. Statt in der Kaserne landet er im Sanatorium des „Dr. Bond“ (O.E. Fuhrmann). In Gestalt einer Majorsgattin (Birke Bruck) bekommt er doch noch mit dem Militär zu tun; die Karriere findet dann teilweise im Federbett statt. Die kabarettistische Klamotte war gedacht als satirischer Kreuzzug wider die Wiederbewaffnung und versuchte zudem, sich mit Elementen der damaligen Popkultur einen subkulturellen Anstrich zu geben, was uns Spätgeborenen heute immerhin eine Ahnung vom Zeitgeist der wilden Sechziger sowie den Anblick des jugendlichen Rainer Basedow (Münchner Lach- und Schießgesellschaft) ermöglicht.
Ein Jahr später wagte Spieker noch einen Versuch, sich als Filmemacher zu etablieren; die gleichfalls als satirische Popgroteske inszenierte Komödie Kuckucksei im Gangsternest gilt aber gemeinhin als mißlungen und war der letzte Film Franz-Josef Spiekers, der 1978 verstarb. Sein Produzent und Oberhausener Mitstreiter Walter Krüttner aber, so jedenfalls berichten Joe Hembus und Robert Fischer, (ver-)endete als Lieferant mickrig-schmieriger Sexfilmchen.
Harald Keller
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen