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Witold Gombrowicz

Die Welt war dem Dichter Witold Gombrowicz nicht elastisch genug, also dehnte er sie, bog sie ins Absurde und erschrieb sie neu. Der ewige Spielverderber und Exilant der Übereinkunft, polnischer Adliger von Geburt, argentinischer Landstreicher aus Zufall (ersteres) und Überzeugung (letzteres), avancierter Schriftsteller in Südfrankreich (bis zu seinem Tod 1969), blieb auch als Stückeschreiber seinem Verfahren treu: jede Situation „zu ruinieren“. Mit den Mitteln des Absurden, ohne es zum Programm zu erklären, durchbricht er realitätstragende Wände, baut Falltüren ins Bodenlose und Balkone ins Metaphysische - und seine Umbauten sind durchweg vergnüglich. Yvonne, Prinzessin von Burgund ist eine unmögliche Prinzessin: blöde, unbeholfen, schweigsam und von penetranter Unansehnlichkeit, ein unwürdiger Schlag ins Gesicht der höfischen Gesellschaft. Vom gelangweilten Prinzen aus Lust an der Provokation zu seiner Verlobten erklärt, bringt sie den Hof und seine Anhänger in Konfusion und Rage, denn ein jeder fühlt sich von ihrer „nackten Häßlichkeit“ selbst entblößt, von ihren Gebrechen selbst entstellt, von ihrer Stummheit zur Selbstentäußerung provoziert. Diese scheinbar konturlose Masse Mensch, die verklemmt und furchtsam übers Hofparkett schlurft, löst eben die tiefsitzenden Ängste aus, vor denen die Gesellschaft sich durch ihre Aufbewahrungsanstalten für alle Abweichler vom Status quo so sorgsam schützt - und die jeder in Erfahrung bringen kann, der beispielsweise mit einem „geistig Behinderten“ einen Bus besteigt: „Wie soll man“, fragt ein irritiertes Mitglied der Hofgesellschaft, „noch normal bleiben angesichts des Unnormalen?“

Dieses Stück der schrecklichen Komik, überraschend bis zum bösen Schluß (und auf deutschen Bühnen viel zu selten geboten) kann nur seine Wirkung zeigen, wenn die Hauptdarstellerin - die fast nichts zu sagen, aber soviel zu bewirken hat - eindringlich genug spielt, um nicht nur die Mitspieler, sondern auch das Publikum in Unruhe zu versetzen. In der derzeitigen Inszenierung des Stücks beim Theater Forum Kreuzberg in West-Berlin gelingt dies auf das wunderbarste der Schauspielschülerin Ute Schönwald (die furchtsame Mitte unseres Inszenierungsphotos von Edward Battley): jeweils donnerstags bis sonntags noch zu sehen bis zum 8.April.es

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