: Wer zündelte in Rabta?
■ Widersprüchliche Berichte zu Umfang und Ursache des Brandes in Chemiefabrik / BRD, USA und Israel beschuldigt
Washington (ap/afp/dpa) - In der libyschen Chemiefabrik bei Rabta, in der nach amerikanischen Vermutungen C-Waffen produziert werden, ist am Mittwoch ein Feuer ausgebrochen. Das teilte der Pressesprecher der libyschen UNO-Mission in New York, Machmud Assabi, mit. Er sprach von möglicher Sabotage. Doch auch ein Unfall ist nicht auszuschließen. Die Berichte über den Vorfall sind bislang äußerst widersprüchlich. So sprachen libysche Quellen, die der britische Sender BBC zitiert, nur vom Brand einiger Maschinen. Nach Berichten von Radio Tripolis sowie der US -Fernsehgesellschaft ABC ist hingegen die Fabrik bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Der stellvertretende Sprecher des Weißen Hauses in Washington, Roman Pobadiuk, sagte dazu, es lägen keine Informationen vor, die diese Angaben stützten.
Die libysche Nachrichtenagentur Jana meldete unterdessen, Libyen habe einen Ausschuß eingesetzt, der eine eventuelle Beteiligung bundesdeutscher Geheimdienste in das Unglück untersuchen solle. Revolutionsführer Gaddafi hat der BRD gedroht, falls deutsche Geheimdienste in den Brand verwickelt seien, werde ihre wirtschaftliche Präsenz im Land beseitigt. Vor der bundesdeutschen Botschaft in Tripolis demonstrierten gestern etwa 2.000 Menschen gegen „die Verschwörung der BRD gegen Libyen“. ABC gab an, seine Informanten machten amerikanische und israelische Agenten für den Brand verantwortlich. Sowohl die USA als auch Israel wiesen jede Verbindung zu dem Feuer zurück.
In der vergangenen Woche hatten die USA einen militärischen Einsatz gegen den Industriekomplex nicht ausgeschlossen, nachdem es in Berichten geheißen hatte, in der Fabrik sei mit der C-Waffen-Produktion begonnen worden. Die Fabrik, an deren Bau BRD-Firmen beteiligt waren, wurde von den USA als „gefährlich“ eingestuft. Libyen hat spricht von der Herstellung pharmazeutischer Produkte.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Fitzwater, teilte am Mittwoch in Washington mit, nach Angaben aus diplomatischen Kreisen habe Libyen seine Grenzen infolge des Zwischenfalls geschlossen. Fortsetzung auf Seite 2
Aus dem Innenministerium Tunesiens war dagegen zu erfahren, die Grenze zum Nachbarland Libyen sei offen und der Reiseverkehr normal. Der libysche Rundfunk strahlte Unterstützungsbotschaften von „arabischen und internationalen Organisationen“ angesichts amerikanischer Drohungen aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen