: Leidenschaft gehört dazu
■ Schauspielschule am Ernst-Waldau-Theater entläßt AbsolventInnen
Ein lustiger Haufen ist das - die elf AbsolventInnen der Schauspielschule am Ernst-Waldau Theater in Walle, die sich am Donnerstag der Öffentlichkeit vorstellten und gleich eine Kostprobe ihrer akrobatischen Fähigkeiten vollführten. Aber Schauspiel ist auch harte Arbeit: Viereinhalb Stunden in der Woche trainierten die Theaterbesessenen ihre Stimme und ihren Atem, lernten einzelne Körperteile zu beherrschen („daß nicht der ganze Körper wackelt, wenn man mit den Schultern zuckt“) und mußten eine neue Sprache lernen: das Bremer Platt.
Warum blieben von den anfänglich 120 TeilnehmerInnen
nur 11 übrig? Schon nach der Probezeit von drei Monaten war nur noch die Häfte dabei. Gunter Tietze, einer der Ausbilder und Regiseur am Ernst-Waldau-Theater: „Manche sprangen nach ihren ersten Bühnenerfahrungen ab, andere, weil sie nicht zum Spielen kamen.“ Kollege Rolf Wessels ergänzt: „Manche sind überrasscht, daß es mit Arbeit verbunden ist. Sich auf die Schauspielerei einzulassen bedeutet auch immer einen Eingriff nach innen.“
Alle haben mit größeren oder
kleineren Rollen schon auf der Bühne gestanden. Das Weihnachtsmärchen wurde in zwei Monaten 137 Mal aufgeführt. Ruth Wolkowski: „Da muß man schon Abstriche am Privatleben machen.“ Die wenigsten können bis jetzt von der Theaterarbeit leben; meist sind siegleichzeitig noch berufstätig - als Verwaltungsangestellte, als Kaufmann, als Schülerin. Was nicht in barer Münze in die Tasche fließt, muß eben die Leidenschaft wettmachen.
Horst Arentholt war Berufs
kraftfahrer: „Die Leidenschaft packt einen. Nach zwei Jahren habe ich meinen Beruf aufgegeben.“ Und wie gehts nun weiter? Rolf Wessels: „Im Moment brauchen wir alle Absolventen selbst. Aber wir hoffen natürlich, daß sie auch mal an anderen Bühnen spielen können. Wie die Handwerker über Land zu ziehen, das gehört dazu.“
bea
Die Ausbildung am Ernst-Waldau-Theater kostet 150 Mark im Monat. Bewerbungen für den nächsten Kurs: 20. März um 17 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen