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700.000 Mark für „Drogenhilfen“ verteilt

■ Sozialdeputation beschloß Maßnahmen-Katalog / KritikerInnen: konzeptlos und unzureichend / Drogenhilfebericht im Mai

Ladenhüter, ein paar angegilbte Schaufenster-Exemplare, alte Hüte und und ein paar neue, nicht zu gewagte Stücke, die immer gehen - ein solches Sortiment bekamen am Donnerstag die Deputierten für Soziales von der neuen Senatorin Sabine Uhl vorgesetzt. Keine Pappenstiele, sondern immerhin 700.000 Mark sollen von Soziales in „Maßnahmen zur Intensivierung der Drogenhilfen“ gesteckt werden, nachdem der Senat im November 89 1,5 Millionen Mark für die betroffenen Ressorts global dafür bereitgestellt hatte.

Mit dem dicksten Posten waren sogar die SPD-Deputierten unglücklich. Für 265.000 Mark sollten nach der Vorlage des Neuen Landes-Drogenbeauftragten van der Upwich - er ist erst seit Februar im Amt - Umbau

maßnahmen und Instandse tzungen in der Küche und den Klos der Drogenberatungs-Stelle (Drobs) Bauernstraße bezahlt und außerdem eine medizinische Ambulanz eingerichtet werden. „Übertrieben viel Geld für einen einfachen Umbau“, fand Albrecht Lampe, Bremer Geschäftsführer des 'Paritätischen‘, der als sachverständiger Beobachter und Berater in der Deputation sitzt. „Mit einem Konzept hat das alles nichts zu tun“, kritisierte auch die Deputierter Roswitha Erlenwein (CDU), „da kann man nicht die Welt mit bewegen.“ Für das Geld bekäme man fast ein ganzes Haus, und das Kernproblem - die seit Jahren völlig unzureichenden Öffnungszeiten - blieben ungelöst. Mit dem Auftrag, die Baukosten zu reduzieren, ging der Viertelmillions-Antrag zu

rück.

Aber beschlossen bzw. zur Kenntnis genommen wurde mit der SPD-Mehrheit, gegen die CDU und mit Grünen und FDP -Enthaltungen das Restpaket der Vorlage. 65.000 Mark Honorarmittel sind für die Abend-und Wochenend-Öffnung in der Drobs veranschlagt. Lampe: „Es ist absehbar, daß das Geld nicht mal halb für die erforderlichen Stunden reicht.“

Als halbherzig, schwammig, unbefriedigend und konzeptlos wurden auch die weiteren Posten kritisiert: Gegen die neu entstandene Drogenszene in Gröpelingen soll keine feste, sondern eine preiswerte „mobile Anlaufstelle“ eingerichtet werden; für die geplante „Dependance“ zur Bauernstraße gibt es seit Monaten weder Räume noch konzeptionelle

Vorstellungen. Die Idee ist, außerhalb der harten Altfixer -Szene eine Anlaufstelle für suchtgefährdete Jugendliche, für Elterberatung und Therapiemotivierte anzubieten. Bislang gibt es kein Ladenlokal, kein Raum, keine Idee. Eine Art Goodwill-Erklärung ohne Zeitrahmen und Wegweiser ist der Beschluß, die „geplanten Notunterkünfte“ für Drogenabhängige „kurzfristig zu realisieren“. Und immerhin, aber bestenfalls als politische Willensäußerung kann die Forderung verstanden werden, regelmäßig 50 noch zu akquirierende Wohnungen über freie Träger mit Drogenabhängigen zu belegen. Das wäre die von den Grünen und dem neuen Wohnungspolitischen Netzwerk auf ihrem Hearing verlangte Quote für Wohnungs-Benachteiligte.

Die vom Senat bewilligten 1,5 Planstellen werden nicht vor Ort, sondern in der Sozial-Behörde eingerichtet. Tatsächlich hat der Drogenbeauftragte außer seinem schönen Titel nur einen Ein-Mann-Betrieb zu bieten für landesweite Konzepte, Umsetzung, Koordination. Im Mai, hat er versprochen, soll der seit 1989 überfällige Drogenhilfsplan fertig sein. S.P

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