: „Fräuleins“ - Computers
■ Kleine Geschichte der telefonischen Vermittlung / Nach den „Fräuleins“ kam der „Hebdrehwähler“
Am Anfang waren die Männer und die Fräuleins vom Amt. Sie saßen in „Sprechsälen“ und stöpselten die gewünschten Verbindungen von Hand zusammen. Auf Zetteln notierten sie, wer mit wem telefonierte und für wieviel Geld. Als sich immer mehr Leute Telefone anschafften, wurden die Sprechsäle zu eng und die „Fräuleins“ zu teuer. Elektro-mechanische Vermittlungstechnik zog in die „Ortsvermittlungsstellen“ ein: hunderte von klitzekleinen Wählmaschinchen, über-und nebeneinander angeordnet, Riesenwände, ein einziges Klickern und Klacken (vgl. Foto oben links). Für jeweils 100 Telefonanschlüsse sind acht solche Wählmaschinchen zuständig. Wer anruft, kommt bei einem der acht Wählmaschinchen an, wer in der Ortsvermittlungsstelle neugierig
davor steht, kann noch mit bloßem Auge nachvollziehen, auf welche Zahlen das Maschinchen springt, bevor der Anruf per elektrischem Impuls an andere Wählmaschinchen womöglich in ganz anderen Sälen oder Städten weitergegeben wird. Ein automatisches Speichern der Verbindungsdaten („Wer-mit-wem -wann-und-wielange-telefoniert-hat“) ist rein technisch nicht gegeben, die Wählmaschinchen springen sofort nach getaner Arbeit in die Ausgangsstellung zurück. Von der angewählten Zielnummer bleibt keine Spur zurück. Für das bloße Auge nachvollziehbar auch das herkömmliche Gebührenablesen: Jeder Anschluß hat in einem separaten Zähler-Raum sein eigenes kleines Zählerchen. Einmal im Monat wird der Zählerstand fotografiert, maschinell
ausgewertet, mit dem des Vormonats verglichen und in die neueste Gebührenrechnung ausgedruckt. Wer Muse hat, könnte sich stundenlang etwa in dem Waller Raum mit den 10.000 Waller Zählerchen aufhalten und schauen, wo es bei teuren Auslandsgesprächen gerade durchrattert, oder wo es beim Ortstarif alle acht Minuten „klick“ macht. Diese unfaßbar vielen und dennoch nachvollziehbar sich bewegenden kleinen Relais, diese Rädchen und sonstigen mechanischen Ratter-und Klickerteilchen, sie alle werden nach und nach ersetzt durch nüchterne Computerschränke. In einem solchen zweitürigen Schrank, „Gestellrahmen“ gennant, ist bei SEL -Technik Platz für plattenförmige elektronische Bauteile und Kleinrechner, auf denen zum Weitervermitteln pro
Schrank 640 TeilnehmerInnen untergebracht sind. Zur platz -und arbeitskraftsparenden Digitaltechnik gehören aber auch Klimaschränke und doppelte Fußböden. Sowenig wie mit bloßem Auge das „Vermitteln“ noch mitverfolgt werden kann, sowenig auch das Gebührenzählen. Denn die binären Daten kommen auf Magnetbänder. Ein Rechner vergleicht monatlich die Bänder und wirft die Rechnung aus. Aus vermeintlichen Gründen der „Gebührennachbearbeitung“, aber ohne rechtliche Grundlage speichert die Bundespost 90 Tage lang bei TeilnehmerInnen mit „ISDN„-Anschluß deren „Verbindungsdaten“ (Wer-wann-mit -wem-und-wielange-telefoniert-hat). Erst die Digital-Technik hat ihr die Möglichkeit verschafft.
B.D.
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