piwik no script img

Großsiedlung vergrößern

■ Spandauer Bezirksamt kippt Planungen zum Bau von von 3.500 neuen Sozialwohnungen im Falkenhagener Feld / Reaktion auf AnwohnerInnenproteste

Mit ihren Protesten gegen eine Verdichtung der Spandauer Großsiedlung Falkenhagener Feld haben die dortigen AnwohnerInnen jetzt einen Teilerfolg errungen. Empfehlungen eines im letzten Dezember vorgelegten Gutachtens zum Bau von zusätzlichen 3.500 Wohnungen sollen „so nicht realisiert“ werden, versicherten gestern Bezirksbürgermeister Salomon und Spandaus Baustadtrat Jungclaus (beide SPD) in einem Pressegespräch. Wie Jungclaus auf Nachfrage präzisierte, werde die Hälfte der Wohnungen „ersatzlos gestrichen“. Die verbliebene Programmzahl von 1.750 Wohnungen könne möglicherweise noch weiter gekürzt werden. Laut Bezirksbürgermeister selbstredend unter der demokratischen Fahne der BürgerInnenbeteiligung: „Über eingehende Bauanträge wird das Bezirksamt mit den Bewohnern beschließen und befinden.“

Als die Pläne für die „Ergänzungsbebauung“ im November letzten Jahres erstmals bekannt wurden, hatte es unter den AnwohnerInnen der ab den 50er Jahren hochgezogenen Hochhaussiedlung beidseits der Falkenseer Chaussee einen regelrechten Aufruhr gegeben. Viele befürchteten den Verlust der hier vorhandenen großen Grünflächen. Nicht gering war auch die Angst vor den sozialen Problemen einer neuen Satellitenstadt a la Märkisches Viertel.

Solchen Sorgen möchte der Spandauer Bezirk nun stärker Rechnung tragen. Einmal sollen die neuen Wohnungen grundsätzlich nicht in die Blockinnenbereiche, sondern vor allem auf Verkehrsflächen und Parkplätzen gebaut werden, um das Grün zu schonen. Weiter fordert das Bezirksamt, daß ein Teil der neuen Wohnungen im sogenannten zweiten Förderungsweg entsteht. Diese Behausungen könnten dann auch von MieterInnen bezogen werden, die oberhalb der normalen Einkommensgrenzen des sozialen Wohnungsbaus liegen. Der so etwa auch zu Papier gebrachte Hintergedanke dabei: Besserverdienende bieten eine Bürgschaft, daß die „Sozialstruktur der Bewohnerschaft nicht negativ beeinflußt“ wird.

thok

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen