: Superedle BRD-Gesetze-betr.: Fragen wir doch mal andersrum
Fragen wir doch mal andersrum
Das Thema Fristenlösung, Frauenrechte und -diskriminierung wird gegenwärtig in der taz heftig debattiert. Dazu ein paar Gedanken:
Schon vor einem Jahr hat mich eine Pro und Contra -Diskussion im Fernsehen aufgeregt, wo eine ältere Frau ihren Standpunkt zu verteidigen versuchte, Abtreibung sei generell zu verbieten. Man brauche sich gar nicht um den Zeitpunkt der Fristenlösung zu streiten. Sie war der Meinung, da vom Moment der Befruchtung an Leben im Bauch der Frau wachse, gelte es, dieses von Anfang an zu schützen. Und wehe, wer da Hand anlegt. Wie jedoch eine zufällig Schwangere dieses Leben austragen, ernähren, aufziehen kann, davon war nicht die Rede. Wie sich vom Augenblick der Empfängnis die Beziehung zu dem Mann verändern kann, auch davon wurde nicht gesprochen. Aber wann eine Frau für schuldig erklärt werden soll, wann sie zu strafen sei, wann Ärzte oder andere Personen, die ihr behilflich sind, anzuklagen sind, das wurde breit erörtert.
Fragen wir doch mal andersrum: Ist nicht Träger des Lebens der Samen? Wie kann ein Staat erlauben und gar die Kirche, daß Männer ihren kostbaren Samen sinnlos verschwenden und vernichten in Peepshows und Bordellen? Dagegen müßte ein Paragraph her! Statt Frauen zu bestrafen, die ihrem natürlichen Drang nach Vereinigung nachgegeben haben und ungewollt schwanger wurden, sollten sie lieber den Männern verordnen, ihrem Begattungsdrang nur dann nachzugeben, wenn sie Leben zeugen wollen, und wenn sie gleichzeitig sich verpflichten, für dieses Leben zu sorgen. Und zwar mindestens 20 Jahre lang! Ansonsten müssen sie es sich verkneifen oder müssen Zurückhaltung oder Abstinenz üben. Ja, geübt müßte das sicher werden. Damit wären allerdings auch an die Erziehung von Knaben höhere Ansprüche zu stellen, damit sie Zurückhaltung lernen und somit Liebeskunst. Doch in dieser Hinsicht sind weder Gedanken noch Aufklärung zu sehen oder zu lesen. Auch die Männer -Pille ist nicht mehr im Gespräch. Dagegen werden immer offener die niedrigstens Instinkte angesprochen.
(...) Unter dem fadenscheinigen Vorwand, das werdende Leben schützen zu wollen, werden mit den superedlen BRD-Gesetzen Frauen psychisch und physisch beschädigt. Sie müssen sich vor Gremien verantworten, weil sie schwanger sind, obwohl sie es nicht wollen. (...)
Gesetze werden überwiegend von Männern gemacht. Auch in diser zivilisierten Gesellschaft. Die Herren erlauben den Frauen lediglich, der Gesellschaft Nachwuchs zu sichern. Lust und Liebe sind nebensächlich oder sogar unerwünscht. (...)
Ich könnte einen ganzen Tag lang schreiben, wenn ich alle Empörung in Worte kleiden wollte. Jetzt werden auch schon bei uns in der DDR durch CDU-Fanatiker Gesetze angegriffen, die wir noch gar nicht lange durchgesetzt haben, daß nämlich jede Frau frei entscheiden kann, ob sie ein Kind austragen will oder nicht, daß jedes Mädchen ab 16 Jahre vom Arzt verschrieben, also kostenlos, die Pille bekommt! Unsere Gesetzgeber wählten das kleinere Übel. Wohl wissend, daß von Männern nicht Vernunft noch Abstinenz zu erreichen ist, schützen sie Frauen und Kinder. Kinder sollen geliebt aufwachsen (nicht die Zahl der auf Straßen lebenden Kinder in der Welt erhöhen). (...)
Wieder sind es Männer, die bei uns in der DDR die Wende benutzen, der heuchlerischen Moral der CDU zum Munde zu reden und schon jetzt die Wiedereinführung des § 218 fordern! Die Frauen wollen es nicht. Sie protestieren. Sie möchten, im Gegenteil, lieber den Frauen in der BRD beistehen, ähnliche großzügige Rechte für Frauen durchzusetzen.
Traute Treptow, Berlin/DDR
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