: Walle ständig flutgefährdet Deiche endlich erneuert
■ Walle frühestens 91 außer Gefahr
Seit 1976 schwebt Walle in Gefahr, überflutet zu werden. „Nur ungeheurer Dusel“, so Deichhauptmann Gerold Janssen, „hat die Katastrophe bisher verhindert. Hätten wir bei den Orkanen in diesem Jahr einige Tage lang eine stetige Wetterlage aus Nord-West gehabt, wären die Deiche im Hafen überflutet worden.“
Die haben nämlich stellenweise nicht die erforderliche Höhe von sieben Meter über NN, sondern sind bis zu 80 cm niedriger. Um diese 80 cm werden jetzt die Hochwasserschutzanlagen im Hafen erhöht, dabei hätte dies schon 1976 geschehen müssen. Damals stieg der Wasserstand durch die Schließung der Wassersperrwerke um 60 cm, die Deiche blieben aber auf einer Höhe von 6.20 Meter. Warum der Deichverband und das Hafenbauamt erst jetzt in die Hufe kommen, erklärt Gerold Janssen: „Es gab einen Streit zwischen Hafenbehörde und Deichverband - wer soll das bezahlen. Und so glaubte jeder, wenn ich das Thema anrühre, bin ich derjenige der bezahlen muß.“ Daher blieb das heikle Thema unangerührt, zumal Bremen von Sturmfluten in all den Jahren verschont blieb. Zwar schwappte das Wasser 1983 mal 5.80 Meter hoch, aber nach Hafenbehörde, Deichverband und Adam Riese reichten die 6.20
-Deiche aus. Diese Einstellung änderte sich erst, als der Deichverband 1987 einen neuen Vorstand wählte, der für diesen Zustand nicht länger die Verantwortung tragen wollte. Gerold Janssen und seine Deichkumpane sties-sen bei der Hafenbehörde mit ihrem Anliegen auf offene Ohren, nur einige Politiker nörgelten. Gerold Janssen: „Es ging um die Finanzierung. Einige der Herren Politiker waren der Ansicht, der Deichverband sollte die Finanzierung alleine tragen. Dadurch verzögerte sich der Beginn der Bauarbeiten.“ Diese begannen dann im Januar diesen Jahres und kosten 3,1 Millionen Mark. Davon zahlt der Bund und das Land Bremen die Hälfte und die andere Hälfte teilen sich der Deichverband und die Stadt Bremen. Für das Geld werden an dem Geländer am „Hafenkopf“ Stahlplatten angebracht. An den Kreuzungen der Hochwasserlinie mit den Straßen im Hafengebiet werden Deichscharte gebaut, die im Notfall dann durch Dammbalken verschlossen werden können. Allerdings bleiben die Deichbauer, in mißmutiger Erwartung der kommenden Klimakatastrophen, auf der Hut: „Bei den großräumigen Klimaveränderungen müssen wir wohl in den nächsten Jahren mit höherern Fluten rechnen.“ David Safie
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen