piwik no script img

Saarland: Streit um ÜbersiedlerInnen

Saarbrücken (taz) - Das Saarland prescht vor und stoppt ab sofort die Aufnahme von DDR-ÜbersiedlerInnen. Im Saar -Kabinett hieß es dazu: „Wenn Bundesinnenminister Schäuble damit nicht sofort Schluß macht, dann müssen wir das eben selbst tun. Nach den Wahlen in der DDR werden wir Deutsche auch nur noch als Deutsche behandeln.“ Sobald die Lager aufgelöst sind, so hieß es gestern, soll jeder neu ankommende DDR-Bürger lediglich eine kostenlose Übernachtung erhalten - und eine Rückfahrkarte. Jeder, der von dieser Karte keinen Gebrauch macht, gilt dann als „obdachlos“, ohne jegliche Vorrechte. Gleichzeitig hat der saarländische Innenminister Friedel Läpple (SPD) die Polizeipräsenz in den überfüllten ÜbersiedlerInnenlagern verstärkt. Dort nehme, so Läpple, die „Zahl der Problemfälle“ zu. Besäufnisse, Schlägereien und Belästigungen der AnwohnerInnen häuften sich. Besonders im zentralen Aufnahmelager Lebach. „Dort“, so erfuhr die taz aus der Landesregierung, „geht es auf den Straßen schon problematisch zu: viele Betrunkene, die zum Teil übel aussehen, und ehemalige Knastbrüder“. Seit letzter Woche wird - zusätzlich zu den bisherigen Polizeipatrouillen im Lager - auch das Umfeld der Wohnheime per Dauerstreife kontrolliert. Läpples Referent Lang sieht das zwar noch nicht als „Chaos Wildwest“, meint aber, man sollte schon per Polizei das „subjektive Sicherheitsgefühl - speziell der älteren Menschen dort - stärken“. Als „Polizeischutz“ will Läpple dies nicht verstanden wissen. Er wehrt sich gegen solche „Unterstellungen“ seines Bonner Kollegen Schäuble. Die bisherigen polizeilichen Maßnahmen seien ausschließlich erfolgt, um die Sicherheit in den Lagern und in der Umgebung zu gewährleisten. Für die gespannte Atmosphäre in einigen Übersiedlerwohnheimen sei Schäuble selbst verantwortlich. Dazu passe auch Schäubles Wort vom „Schrott der Menschheit“ im Zusammenhang mit den ÜbersiedlerInnenwohnheimen. Läpple findet das „menschenverachtend“. jo

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen