: „Grausame Entscheidung“
■ Edberg schlüpft Hlasek noch aus der Schlinge und spielt gegen Sanchez, Agassi gegen Berger / Finale: Seles - Wiesner
Berlin (taz) - Am lockersten konnte Jay Berger das Geld einstreichen fürs Erreichen des Halbfinales: Sein Kontrahent Pete Sampras (beide USA), Bezwinger von Beckers Bezwinger Fleurian, war der Muskel in der linken Hüfte gerissen - er kam gleich gar nicht vorbei.
Etwas schwerer nur war der Gang von Emilio Sanchez, dem Spanier: Martin Jaite hatte es sowieso eilig, er wollte rasch mit dem Flugzeug nach Argentinien, den Deutschen kommende Woche im Davis-Cup einen überzubraten, weshalb ihn das 6:3, 6:3 wenig grämte. Gratulierte kurz seinem Kumpel Sanchez, rannte fast ohne Schläger zum Taxi und versprach Steeb & Co einen schollenschweren Court - viel Sand und Wasser, so hat's der Argentinier gern.
Der mit dem rosa Unterzieher gab erstmal einen Satz ab. 6:4 gewann den Jim Courier, aber dann zog - 3:6, 1:6 - mit seinen seltsamen Ohrfeigenschlägen Andre Agassi doch noch ins Halbfinale.
Was nicht zu vergleichen war mit der Tortur, die der Schweizer Jakob Hlasek Stefan Edberg auferlegte. 144 Minuten dauerte sie, und alle drei Sätze wurde erst im Tiebreack entschieden. Dabei hatte Hlasek im zweiten Satz die Chance zum Matchball, doch sein vermeintliches As sah der Schiedsrichter im Aus, und Edberg schlüpfte nochmal aus der Schlinge. Die ihm dann doch noch einmal umgelegt wurde: Zwei Matchbälle beim 6:4 im Tiebreak für Hlasek, und nach einem wunderbaren Volley freute sich einer zu früh. Aus, rief's vom hohen Stuhl, der Entnervte machte gar einen Doppelfehler, und Edberg war eine Runde weiter: „Eine umstrittene Entscheidung und sicher grausam.“
Indes bei den Frauen ein überraschendes Finale zustande kam. Monica Seles (6:3, 6:1 gegen Nathalie Tauziat) trifft auf die Österreicherin Judith Wiesner (6:2, 6:1 gegen Conchita Martinez) am heutigen Samstag, während die medienumrummelten Capriati und Sabatini längst packen konnten.
Und Boris Becker? Lebt als Doppelpartner weiter, an der Seite von Cassio Motta, und darf im Halbfinale mitmachen.
-thöm
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