: Good old Curtis Moves On Up
Curtis Mayfield begeisterte als quicklebendige Legende des Sophisticated Soul ■
Curtis Mayfield
Da stand er entspannt und lächelnd auf der Bühne, während er langsam das Konzert in einen schwarzen Gottesdienst verwandelte und das Moderne in eine Kirche des Souls. Curtis Mayfield hat sich in seiner Musik nie weit von den religiösen Ursprüngen des Souls entfernt: „Der Unterschied war, daß ich das Wort God wegließ“, sagte er einmal selber, und die spirituellen Schwingungen waren auch im Bremer Konzert deutlich zu spüren.
Mayfield hat Hymnen geschrieben, und er singt sie in seiner unverkennbaren Falsettstimme mit dem Charisma eines schwarzen Predigers. So gab es auch keinen Bruch zwischen seinen klassischen Songs aus den Sechzigern
und Siebzigern und den neuen Stücken. Die Ballade „People Get Ready“, die Antidrogen - Songs „Pusher Man“ und „Freddie's Dead“ oder als Höhepunkt das ekstatische „Move On Up“ sang er genauso frisch und unverbraucht wie seinen neuesten Choral „We Gotta Have Peace“.
Dabei sind seine Texte immer Predigten mit kurzen, prägnanten Sätzen, die im Gedächtnis haften bleiben wie das „shot in the chest - what a way to go“ in einem Song über Gewalt in den Straßen. Ein anderer Klassiker aus Mayfields Feder, den er im Konzert sang, heißt auch genau passend: „I'm the mission man“.Gerade weil Mayfield auf der Bühne keine Egoshow abzieht, sondern eher bescheiden die Musik und die Botschaften in den Mittelpunkt rückt, wirkt seine Bühnenpräsenz so angenehm und souverän.
Die Begleitband bestand überraschenderweise aus vier weißen Musikern an Schlagzeug, Bass, Piano und Percussion, aber sie setzten die groove so präzise, daß es schon fast zu sauber war, um richtig hip zu klingen. Der Pianist spielte seine Soloeinlagen meist in den höheren Lagen, wo sie sehr gut mit Mayfields Stimme harmonierten.
Bei einem lateinamerikanisch angehauchten Stück war Mayfield auch einmal mit etwas anderem als den kurzen, rhythmischen
Riffs auf der Gitarre zu hören, und da klang er ein wenig wie Carlos Santana.
Es war schön zu sehen, daß Curtis Mayfield nach langer Pause nicht als lebende Legende mit nostalgischem Museumsgeruch wieder auftaucht, sondern als vitaler „Mr. Superfly“, dessen Musik ganz nach heute klingt, auch wenn sie vor dreißig Jahren geschrieben wurde.
Willy Taub
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