Ost-CDU macht Polit-Subotnik gegen Polenmarkt

■ Deutsch-dumpfe Töne bei Demonstration am Samstag / REP- und CDU-Ost-Abordnung dabei / CDU machte rechte Stimmung

Der Polenmarkt auf dem Potsdamer Platz scheint jetzt auch in Köpenick zu stören. Auf einer Demonstration gegen den „illegalen Schwarzmarkt“, an der am Sonnabend etwa 400 (der 'Tagesspiegel‘ sichtete 8.000 bis 10.000) Personen teilnahmen, waren auch zehn CDU-VertreterInnen aus dem Ostberliner Bezirk Köpenick dabei. „Die Freunde von der West -CDU haben uns im Wahlkampf geholfen, jetzt helfen wir hier drüben“, versuchte ein Mann von der Ex-Blockpartei das Engagement gegen den Polenmarkt zu erklären. Schließlich habe man in der Sache sowieso dieselbe Meinung: „Wir hatten doch das gleiche Problem in Mini-Form in unseren Kaufhäusern.“ Es ginge nicht gegen die Polen, sondern gegen die Zustände auf dem Markt, da müsse „Ordnung rein, das muß ein Markt mit Markttreiben werden, keine Sauwirtschaft hier“.

Zwar waren die meisten der DemonstrantInnen direkt betroffene AnwohnerInnen, doch neben Christdemokraten-West und Christdemokraten-Ost versuchten auch die „Republikaner“ (mit Fahne und Flugblättern) und die abgesplitterte Andres -Partei „Deutsche Demokraten“ Volkes Stimmung für sich zu nutzen. Ebenso gesichtet wurden Vertreter der BI gegen das Avus-Tempolimit, der CDU-Mittelstand (gelber Bauhelm mit Aufkleber „Wir sind ein Volk“) sowie drei Mitglieder der „Freiwilligen Polizei-Reserve“ (Mann, Frau, Schäferhund). O -Ton: „Das ist unhygienisch, unsauber und für das Stadtbild unerträglich. Wissen Sie, ich habe das mal meiner polnischen Haushaltshilfe gezeigt. Die hat heulen müssen bei dem Anblick.“

Unter ordentlich gemalten Protest-Schildchen („Kommst Du aus Polen immerzu, das Gesetz drückt beide Augen zu“ / „Hilfe, wir ersticken in Dreck und Gestank“) betontenen die Redner von der Bürgerinitiative gegen den Polenmarkt, der CDU und ein Zigarettenhändler, daß es ja gar nicht um „Ausländerfeindlichkeit“ gehe, sondern gegen „unhaltbare Zustände in unserem Leben“. Dankwart Buwitt (CDU) wandte sich gegen „Faustrecht“ und dagegen, „daß unsere schöne Stadt verkommen wird“. Es seien ja in der Mehrzahl gar nicht die „wirklich armen Polen“, die hier Handekl treiben würden, sondern „Schieber“. Dieses „Unrecht und Verbrechen“ dürfe der Senat nicht weiter unterstützen. Insbesondere nicht der „Chaotenverein AL“, pflichtete CDU-Kollege Georg Wittwer aus Kreuzberg bei. Ausdrücklich wandten sich beide gegen „Rassismus“. Allerdings waren unter dieser harmlosen Melodie auch Buwitt'sche Rhythmen wie: „Gäste müssen sich auch wie Gäste benehmen“ und: „einer, der nach recht ruft, hat mehr Daseinsberechtigung, als viele, die Rechtsverstösse begehen“ deutlich zu vernehmen.

In dasselbe Horn stieß der Herr vom „Zeitungs- und Zeitschriftenverband“, der schon das Ende der Kioske („Zehn Millionen Umsatzsteuer-Verlust pro Jahr“) gekommen sah: „Ein Pole kann sich mit den hier an einem Wochenende erhandelten Geld dort den ganzen Monat über Wasser halten. Der braucht doch dann drei Wochen lang gar nicht zu arbeiten. Welcher andere Arbeiter auf der Welt kann das schon?“.

Die AnwohnerInnen beschwerten sich über durchaus gravierende Nebenwirkungen des Polen-Marktes, etwa Müll und Fäkalien in Treppenhäusern, Prostitution im Hinterhof, Übernachtung in Hauseingängen und mehr Lärm und Gestank durch mehr Verkehr. Sie scheuten aber auch harte Töne nicht: „Zehn Planierraupen und das Problem ist gelöst“, „Wir als deutsche Frauen trauen uns schon nicht mehr auf die Straße“.

Nach der kleinen Latschdemo um den Block, Bernburger Dessauer-Stresemann Straße, ergriff noch mal CDU-Wittwer das Wort: „Heute waren wir noch 400, beim nächsten Mal werden wir vielleicht 4.000 sein. Und dann werden wir direkt am Polenmarkt vorbei gehen. Es muß nicht immer so sein wie heute. Handgreiflichkeiten werden sich dann vielleicht nicht mehr vermeiden lassen“.Solche Töne hat man auch schon zu Beginn der Avus-Kampagne gehört.

kotte