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In aufgeregten Zeiten leise bleiben-betr.: "Zusammengekniffene Knie", taz vom 21.3.90

betr.: „Zusammengekniffene Knie“, taz vom 21.3.90

Ich habe die Talkshow nicht gesehen; aber das hindert mich nicht daran, mich darüber zu ärgern, daß nun auch in der taz die Art und Weise, wie jemand sich im „Talkshowsessel“ präsentiert, zum Maßstab gemacht wird, an dem ein Politiker gemessen wird. „Zusammengekniffene Knie“, „das viel zu leise Stimmchen“ - was besagt das? Es soll schon laute und dröhnende Stimmen gegeben haben, die ungefragt und ganz und gar unzögerlich ziemlichen Unsinn geredet haben (und Schlimmeres).

Ich für meinen Teil freue mich über jeden Menschen, der es wagt, in aufgeregten Zeiten leise zu bleiben. Und der sich die Zeit nimmt, nachzudenken, bevor er den Mund aufmacht. Und der auch mal zugeben kann, daß er nicht über eine Patentlösung verfügt.

Und ich sehe mitnichten einen Grund zur Schadenfreude darin, daß ein Mensch, der im Sinne unserer politischen (Un)Kultur der Sprechblasen und Halbsätze, des Diffamierens Andersdenkender, des Nichtzuhörens und „Niedermachens“ keine „gute Figur“ macht, wie die Autorin schreibt, sich nicht lange auf der politischen Bühne wird halten können. „Natürlich“ werden die leisen, bescheidenen, auf Konsens bedachten, miteinander statt gegeneinander redenden Politiker(Innen. d.sin) der DDR, die neuerdings für erstaunliche Aha-Erlebnisse beim Fernsehen sorgen, ihrer „schlechten Figur“ wegen spätestens nach der Wiedervereinigung untergehen. Doch genau das finde ich äußerst bedauerlich. (...)

Gisela Haehnel, Köln

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