Geschäft „Wiedervereinigung“

■ Bremer Arbeitgeberpräsident sieht „neues Hinterland“ und „kolossale Märkte

In Bremer Unternehmerkreisen richtet man sich auf das ganze Deutschland ein. Während Senatsdirektor Frank Haller im Bremer Wirtschaftsresort die bevorstehende deutsche Einheit kürzlich noch in düstersten Farben schilderte und Bremens Zukunft am Rande aller internationalen Geld-und Warenströme ausmachte, freut man sich in Bremer Arbeitgeberkreisen auf „neues Hinterland“ in Sachsen und Thüringen und „ein Stück“ vom insgesamt größer gewordenen „Kuchen“. Anders als von Haller befürchtet, sieht Bremens Arbeitgeberpräsident, Peter Kloess, Bremen eher in die Zentren europäischen Handels rücken.

Vor Bremer Journalisten zeigte Kloess sich gestern optimistisch. Vor allem die traditionsreiche Bremer Konsumgüter-Industrie werde schon bald in der

DDR Fuß fassen. Kloess: „Eduscho, Becks, Jacobs und Kellogs sind auch bei DDR-Bürgern bestens bekannt. Sobald es die Währungsunion gibt, eröffnet sich da ein kolossaler Markt.“ Schon wenig später, hofft Kloess, wird die die DDR ihren „ungeheuren Nachholbedarf an Investitionsgütern“ auch in Bremen, zumindest über die Bremer Häfen decken. Doppelt optimistisch könnten die Bremer Häfen auch angesichts der auf den europäischen Binnenmarkt drängenden Skandinavier in die Zukunft blicken. Auch für die DDR seien die Bremischen Häfen strategisch günstiger als die Hamburger Konkurrenz.

Vom Bremer Senat erartet Kloess allerdings eine ganze Reihe von flankierenden Maßnahmen für die Unternehmer -Aufbruchstimmung. Vor allem müsse die Wirtschaftsförderung intensi

viert, der Sparkurs aber beibehalten, „wenn nicht sogar verschärft“ werden. Um Investoren nicht zu verschrecken, müsse Bremen außerdem der „Versuchung widerstehen, an der Gewerbe-Steuerschraube zu drehen“.

Auch ansonsten sieht Kloess in der Wiedervereinigung vor allem gute Argumente für das, was Handelskammer und Arbeitgeberverband in Bremen schon immer gesagt haben: Erstens müsse die „zutiefst undemokratische“ Festlegung auf die Gesamtschule als alleinseligmachende Schulform aufgegeben werden und zweitens endlich die „Zwangsbeglückung“ mit einer autofreien Innenstadt aufhören. Kloess: „Das Auto istein wesentlicher Bestandteil individueller Freiheit, den man den Leuten nicht wegnehmen darf.“

kvr