Die fetten Computerjahre sind erst einmal vorüber

■ CeBIT: 16-Megabit-Chip, Bildschirm für 262.144 unterschiedliche Farben

Hannover (dpa) - Den Computerbauern bläst der Wind mehr und mehr ins Gesicht. Der Wettbewerb hat an Schärfe zugenommen. Die goldenen Jahre der einstmals von hohen Steigerungsraten geprägten Branche scheinen vorerst einmal vorbei zu sein. Bei vielen Produzenten hat das enorme Marktwachstum preiswerter standardisierter Computersysteme die Gewinne geschmälert. Dies ist ein Ergebnis der CeBIT-Fachmesse in Hannover, die sich mit ihren 4.000 Austellern aus über 40 Ländern als größtes weltweites Computer-Spektakel versteht. Die 12.500 aus der DDR angereisten Besucher machen allein ein rundes Viertel der nichtbundesdeutschen Gäste aus.

Die Preise für die Hardware (Geräte) stehen stark unter Druck. Hinzu kommt, daß auf dem US-Markt der Absatz auch nicht mehr so floriert wie bisher, was wiederum auch in Europa Wirkung zeigt. Sehr gute Wachstumsraten werden allerdings noch bei der Software (Programme) und im Servicebereich registriert.

Spektakuläre technische Neuerungen sind auf der CeBIT nicht zu bestaunen. Die innovative Branche hat offensichtlich eine schöpferische Pause eingelegt. Als Glanzlicht der Show gilt der Prototyp eines 16-Megabit-Speicherchips, der eine Speicherkapazität von 25.000 herkömmlichen Lochkarten haben soll und 7,8 mal 18,06 Millimeter groß ist. Präsentiert wird auch ein superflacher Flüssigkristall-Farbbildschirm, der 262.144 unterschiedliche Farben darstellen kann. En vogue ist das Büro im Personenwagen mit Autotelefon, Telefaxgerät, Laptop-Personalcomputer und Drucker. Diese Gesamt-Anlage kostet aber immerhin runde 40.000 DM. Da kann das „mobile Büro“ schon mal teurer sein als das Auto selbst, meint der Hersteller. Die tragbaren Computer sind weiter auf dem Vormarsch. Diese Laptops - oftmals liebevoll Henkelmänner genannt - geben dem Benutzer eine große Unabhängigkeit, da sie bequem in eine Aktentasche passen, sehr leicht sind und ihren „großen Geschwistern“ in Leistung kaum nachstehen. Laptops dienen als Terminplaner, persönliche Datenbank sowie als Schreib- und Kalkulationshilfe.

Die weitaus meisten Produkte kommen im Angebot von Arbeitsplatzrechnern weiterhin aus der Personalcomputer -Industrie. Aber auch diese Rechner blieben im vergangenen Jahr nicht von rückläufigen Markttendenzen verschont.

Eine gewisse Marktsättigung zeichne sich bei den Großanwendern ab. Da erst etwa 20 Prozent der mittelständischen Betriebe Personalcomputer einsetzen, würden sich die Anbieter mehr diesem Markt zuwenden, heißt es auf der CeBIT. Die Tatsache, daß Personalcomputer und sogenannte Workstations immer leistungsfähiger werden, führe zu einem geringeren Verkauf von klassischen Großrechnern, meinen manche Experten.

Der rasante technologische Fortschritt mit immer kürzer werdenden Produktzyklen wirft verstärkt die Frage auf: Wohin mit den ausgemusterten Geräten? Zwar gibt es schon viele Firmen, die veraltete Computer nach Edelmetallen ausschlachten, doch fehlt weitgehend eine Totalentsorgung. Allein bei Computern soll der Schrott in der Bundesrepublik derzeit jährlich 6.500 Tonnen ausmachen. Erste Versuche gibt es nunmehr, bei denen Gerätehersteller mit Entsorgungsunternehmen zusammenarbeiten, damit der Computeranwender von seinem technischen Müll mit zum Teil problematischen Kunststoffen befreit wird.