: Beispiel für westdeutsche Politiker
Mein Kompliment an Herrn Ibrahim Böhme. Er hat sich in der Wahlnacht am 18.3.90 so benommen, wie wir es von Demokraten bei der Einführung der Demokratie im Westen erwartet hatten. Trotz Wahlniederlage blieb er sachlich. Gleiches trifft auf die übrigen DDR-Politiker zu, insbesondere Herrn Eppelmann.
Beschämend hingegen waren die Ausführungen der enttäuschten Politiker „SPD-West“, wenn sie insbesondere hervorhoben, die Konservativen aus der Bundesrepublik hätten sich unzulässigerweise in den Wahlkampf der DDR eingemischt.
Nach meiner bescheidenen Information ist Herr Willy Brandt auf mehr Wahlveranstaltungen in der DDR aufgetreten als irgendein anderer führender Parteipolitiker des konservativen Flügels.
Man kann allerdings dazu das Gegenargument bringen, daß Herr Willy Brandt sich rechtzeitig vor den Wahlen auch noch zum Ehrenvorsitzenden der SPD-Ost hat küren lassen und damit nicht als Politiker der Bundesrepublik, sondern als Politiker der DDR seine Wahlveranstaltungen abhielt, ohne vorher abzuklären, ob er nun Staatsbürger der DDR, der Bundesrepublik oder Norwegens ist.
Erfreulich ist und bleibt, daß es auf dem Gebiet der DDR nach 57 Jahren das erste Mal freie Wahlen gegeben hat und insbesondere daß sich auch Kandidaten aus der Verliererpartei so benommen haben, wie man es normalerweise von einem fairen Demokraten erwartet. Hieran sollten sich unsere westdeutschen Politiker ein Beispiel nehmen.
Rudi Lutz Dallmann, Berlin
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