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Keine gemeinsamen Witze

■ Peter Brook über das Theater als Büchsenöffner

Der Mensch ist mehr als das, worauf er durch seine Kultur festgelegt wird; kulturelle Gewohnheiten gehen zwar tiefer als die Kleidung, die er trägt, doch auch sie sind immer noch nicht mehr als Kleidungsstücke, denen ein unbekanntes Leben Substanz verleiht. Jede Kultur drückt einen anderen Teil der inneren Welt aus: Die vollständige menschliche Wahrheit ist global, und das Theater ist der Ort, an dem das Puzzle zusammengesetzt werden kann.

Während der letzten Jahre habe ich versucht, die Welt als Büchsenöffner zu verwenden. Ich habe versucht, die Laute, Formen und Verhaltensweisen verschiedener Teile der Welt auf den Organismus des Schauspielers einwirken zu lassen, in der Art, wie eine große Rolle ihn befähigt, über seine mutmaßlichen Fähigkeiten hinauszugehen.

In dem unvollständigen Theater, das wir kennen, neigen die Ensembles dazu, sich aus Leuten zusammenzusetzen, die derselben Schicht angehören, dieselben Ansichten hegen, dieselben Ziele verfolgen. Das International Centre of Theatre Research richtete sich nach dem entgegengesetzten Prinzip: Wir brachten Schauspieler zusammen, die nichts gemeinsam haben - keine gemeinsame Sprache, keine gemeinsamen Zeichen keine gemeinsamen Witze.

Aus: Peter Brook, Wanderjahre, Alexander Verlag

Von Donnerstag bis Samstag gastieren Peter Brook und das Market Theatre Jonhannesburg mit ihrer Inszenierung von „Woza Albert“ im Westberliner Haus der Kulturen der Welt.

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