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Tempo 30 startet mit 10.000 Schildern

■ Es geht los: Bis Sommeranfang sollen in 490 Wohngebieten die Tafeln aufgestellt werden / Tempo 50 nur noch auf 27 Prozent der Straßen

Im größten Teil West-Berlins wird für Autofahrer künftig Tempo 30 gelten. Grundsätzlich soll nur noch auf Hauptverkehrsstraßen mit Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h gefahren werden. Dies sieht ein von Verkehrssenator Horst Wagner (SPD) am Mittwoch vorgestelltes Konzept zur flächendeckenden Verkehrsberuhigung in der Stadt vor.

Bereits in Kürze soll die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30km/h für Wohngebiete im gesamten Stadtgebiet angeordnet werden. Dies betrifft nach einer Übersicht der Verwaltung rund 2.200 Straßenkilometer. Etwa 27 Prozent des Straßennetzes - rund 775 Kilometer - soll weiterhin für Tempo 50 zugelassen sein. Damit bleibt Berlin noch unter dem Vorschlag des Deutschen Städtetages, das die höhere Geschwindigkeit für 35 bis 40 Prozent der Hauptverkehrsstraßen vorsah.

Wagner betonte, mit diesem Konzept werde ein wesentliches Ziel der Verkehrspolitik des rot-grünen Senats verwirklicht, die negativen Folgen des motorisierten Individualverkehrs abzubauen und dem Fahrradverkehr und den Fußgängern Vorrang zu gewähren. Er appellierte vor allem an die Autofahrer, Wohngebiete als Ruhezonen zu achten. Der Gewinn von wenigen Sekunden Fahrzeit stehe in keinem Verhältnis zu den Belastungen.

Durch die Verkehrsberuhigung wird der „Schilderwald“ an den Straßen vergrößert. Für die mehr als 490 künftig verkehrsberuhigten Wohngebiete müssen rund 10.000 zusätzliche Verkehrsschilder montiert werden. Diese Aktion, die innerhalb der nächsten drei Monate abgeschlossen sein soll, kostet rund 4,5 Millionen DM.

Dafür sollen die Ampelanlagen in den Tempo-30-Zonen soweit wie möglich abgebaut werden. Grundsätzlich soll dann wieder „rechts vor links“ gelten. Auch auf den Bau von gesonderten Radwegen soll weitgehend verzichtet werden, weil dies den Verkehrsexperten durch die Senkung des Geschwindigkeitsniveaus entbehrlich erscheint.

Erst „nach und nach“, wie Wagner sagte, sollen die Autofahrer durch bauliche Maßnahmen zur Einhaltung der Geschwindigkeitsbeschränkungen angehalten werden. Dafür sind der Rückbau von Straßen und sogenannte Aufpflasterungen an Kreuzungen und Einmündungen vorgesehen. Zum Beispiel bei Schulen, Kindertagesstätten und Spielplätzen sowie Senioreneinrichtungen soll „Schrittgeschwindigkeit“ vorgeschrieben werden.

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