Besetzer-Pech

■ Pfarrer reuig, Strafantrag zurückgezogen, trotzdem gerichtliches Nachspiel für Bottroper Besetzer

Bottrop (taz) - Reuig zeigte sich vor dem Bottroper Amtsgericht Pfarrer Horstmann von der dortigen Herz-Jesu -Gemeinde. Er zog seinen Strafantrag gegen Hartwig S. und drei weitere BesetzerInnen der ehemaligen Kaplanei seiner Pfarrgemeinde zurück, das Gericht stellte das Verfahren gegen S. vorgestern ein. Das gerichtliche Nachspiel der dreiwöchigen Kaplanei-Besetzung im letzten Jahr ist damit aber noch nicht beendet, weitere 17 Hausfriedensbruch -Prozesse stehen noch an. Nach Angaben ihres Anwalts besteht jedoch gute Aussicht auf Freispruch, da das Gebäude an der Essener Straße am 12.April vergangenen Jahres von der Polizei gestürmt und geräumt wurde, ohne daß die BesetzerInnen zuvor zum Verlassen des Hauses aufgefordert worden waren. Die Kaplanei stand zwei Jahre leer. Nach der Abrißgenehmigung traten die BesetzerInnen auf den Plan, retteten das Gebäude vor dem Abriß. Als lachende Dritte erwies sich jedoch die Stadt. Sie trotzte den Katholiken das Haus für zwei Jahre als Aussiedlerunterkunft ab. Derzeit leben in der Kaplanei über 60 Menschen. Auf Nutzungsverhandlungen mit den BesetzerInnen ließ man sich dagegen nicht ein, sondern schickte die Polizei. Als Dank für ihre Mitarbeit bei der Aussiedlerunterbringung erhielten sie weder Wohnraum noch das geforderte Kommunikationszentrum, sondern Strafbefehle.

bm