: Feldkamps Danksagung
■ Kaiserslautern mit Glück über Offenbach im Pokalfinale Pfälzer Freudentänze auf dem „Bieberer Berg“
Offenbach (dpa) - Neutrainer Karlheinz Feldkamp beendete mit dem 1. FC Kaiserslautern den Traum der Offenbacher Kickers, als erste drittklassige Vereinsmannschaft in der 47jährigen Pokalgeschichte in ein DFB-Cup-Endspiel einzuziehen.
Mit seinem spielentscheidenden Treffer zum 1:0 in der 53. Minute bescherte der 28jährige Mittelfeldspieler Tom Dooley dem abstiegsbedrohten Bundesligisten die fünfte Finalteilnahme am 19. Mai gegen Werder Bremen in Berlin und damit einen weiteren fetten Zahltag. Während die Pfälzer Freudentänze auf dem „Bieberer Berg“ vollführten, mußte sich der kurz vor dem Ziel abgefangene hessische Pokalschreck mit dem Trostpflaster eines 300.000-Mark-Gewinns bei 27.000 Zuschauern abfinden.
Ein Teil dieser Summe könnte den mit rund zwei Millionen Mark verschuldeten Amateurverein eine drohende Geldstrafe für skandalöse Vorfälle kosten. Trotz eines massiven Polizeiaufgebots beschossen sich die gegnerischen Fan-Blöcke gegenseitig mit Leuchtraketen, sorgten Rauchbomben und Feuerwerkskörper für südländische Verhältnisse und kurzzeitige Spielunterbrechungen durch den souveränen Lüneburger Schiedsrichter Manfred Harder. Die Gesamtbilanz des Polizeiberichts mit 26 Festnahmen und zwei verletzten Schutzmännern liest sich vergleichsweise harmlos.
Ein spielerisches Feuerwerk konnten die beiden Halbfinalisten nicht bieten. Offenbachs läuferische und kämpferische Leistung verwischte über weite Strecken die Diskrepanz zweier Spielklassen. Kaiserslauterns Coach Feldkamp räumte in analytischer Hochform ein: „Dieses Spiel konnten wir auch verlieren.“
Kalli Feldkamps „Entschuldigung, daß die Sensation ausgeblieben ist“, kam ebenso in Gönnerlaune des überglücklichen Siegers wie die ehrliche Danksagung an seinen glücklosen Vorgänger: „Mein Dank gilt auch Gerd Roggensack, der die Mannschaft bis ins Halbfinale geführt hat. Das sollte man nicht vergessen.“
Grund zum Feiern sah Feldkamp nicht, der lediglich das Donnerstag-Training von 10.00 auf 11.00 Uhr verlegte. Der graue Alltag ruft: Bis zum Abstiegsduell am Samstag gegen Uerdingen soll die Pokal-Euphorie verflogen sein.
Dennoch wagte Kaiserslauterns „Motivationskünstler“ - so Kapitän Stefan Kuntz - einen Ausblick nach Berlin, wo er mit Uerdingen (1985) und Frankfurt (1988) zweimal den „Pott“ holte. Feldkamp: „Das Finale hat keinen Favoriten. Alles ist möglich.“ Werder-Trainer Otto Rehhagel, der sich einst als Spieler in Kaiserslautern und Trainer in Offenbach versuchte, bläst ins gleiche Horn: „Die Chancen stehen fifty -fifty.“
Diese Aussage könnte auch auf die Aussichten von Offenbachs Trainer Hans Günther Neues zutreffen, das Saisonende am „Bieberer Berg“ zu erleben. Der Aufstieg in die zweite Liga ist ein absolutes „Muß“ für den ehemaligen Kaiserslauterner Spieler, der seiner Mannschaft gegen den Bundesligisten eine „Superleistung“ bescheinigte. Für Neues heißt der Alltag am Samstag: Antreten, gewinnen gegen den SV Wehen.
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