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Noch'n Held

 ■ V O R L A U F

(Coplan: Der Vampir der Karibik, ARD, Samstag, 20.15 Uhr) Einen neuen Action-Helden braucht das deutsche TV-Publikum ungefähr so dringend wie einen Auftritt des Fernsehballetts. Aber wir haben natürlich keine Chance. Mit dem Erwerb eines Fernsehapparats, haben wir die Katze im Sack gekauft, Fernsehgucken ist wie Kartenspielen: Man muß nehmen was ausgeteilt wird! Jetzt kriegen wir es also mit einem smarten, äußerst coolen Supermann namens Coplan (32 Jahre, 1,82 m, 77 Kilo) zu tun. Der Typ wird uns als die französische Antwort auf James Bond verkauft. Daß er ein richtiger Geheimagent ist, erkennen wir gleich an seinem Decknamen: fx18. So heißt kein normaler Sterblicher.

Spannung und Abenteuer werden versprochen, wenn der neue Held an exotischen Schauplätzen die schönen Frauen vernascht und die Welt rettet. Gleich im ersten Fall bekommen die Special-Effects-Leute und Pyrotechniker jede Menge Arbeit. Auf einer malerischen Karibik-Insel haben nämlich ein paar miese Finsterlinge drei aufrichtige Agenten europäischer Geheimdienste entführt. Coplan (Philippe Caroit) erhält den Auftrag sich um seine Kollegen zu kümmern. Dabei kommt er dann, neben einigen attraktiven Damen, auch einer kriminellen Vereinigung auf die Spur, die mit verseuchten Blutkonserven schmutzige Geschäfte macht. Kein Problem für Coplan, der Mann hat alles was er braucht: Prinzipien, einen Drei-Tage-Bart und fernzusteuernde Sprengladungen. Am Ende des Filmchens pflastern dann ungefähr zwei Dutzend Leichen den Bildschirm und Strahlemann fx18 darf sich auf seinen nächsten Krieg freuen. Der findet genau zwei Wochen später statt, diesmal in Caracas und wieder im Pantoffelkino. Apropos, wer zum Teufel ist eigentlich Rambo?

Karl Wegmann

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