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„Bedauerliche Panne“

■ 15.000 demonstrierten gegen das Ausländergesetz - und die „Abendschau“ des SFB schwieg

Bei ARD und ZDF sitzt man in der ersten Reihe, dachten sich vorletzten Samstag so manche türkischen, polnischen, iranischen oder auch deutschen BerlinerInnen, legten die müden Füße hoch, und schalteten die „Abendschau“ ein. Rund drei Stunden vor Sendebeginn war die seit langem größte Demonstration in der City zu Ende gegangen (die taz berichtete) - etwa 15.000 vorwiegend nicht deutsche MitbürgerInnen hatten lautstark gegen das geplante Ausländergesetz protestiert. Nun wollte man sehen, wie die „Abendschau“ den Rest der Bevölkerung über dieses Ereignis informierte. Der SFB jedoch schwieg sich aus. Die Demonstration wurde nicht einmal gemeldet. Zahlreiche ZuschauerInnen machten ihrer Entrüstung über die fehlende Berichterstattung telefonisch gleich nach der Sendung Luft. Andere, wie das „Aktionsbündnis“ türkischer Betroffenengruppen, der „Türkische Elternverein“, aber auch Einzelpersonen wie der zweite GEW-Vorsitzende Safter Cinar oder eine Gruppe „empörter AusländerInnen“ aus Charlottenburg schickten Protestbriefe an die „Abendschau„ -Redaktion. „Unbewußt rassistisch“, „provinzielle Denkstruktur“ und „ignorante Herangehensweise“ lauteten die Vorwürfe der AbsenderInnen. „Provinzsender Berlin -Brandenburg - Nein Danke“ hieß es gar in einem Protesttelegramm. Die „Abendschau„-Redaktion erklärte auf Anfrage, der verantwortliche Redakteur müsse zu dem Vorfall Stellung nehmen. Die Protestbriefe würden alle beantwortet. Im übrigen sei man sonst sehr um die Vollständigkeit der Berichterstattung bemüht, es könne sich nur um „eine bedauerliche Panne“ handeln.

anb

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