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DDR bleibt erstmal natotruppenfrei

■ Eppelmann will sowjetische Bedenken ernst nehmen / Deutsch-deutsches Heer nicht in Sicht

Berlin (dpa) - Der neue Verteidigungs- und Abrüstungsminister der DDR, Rainer Eppelmann vom Demokratischen Aufbruch, glaubt nicht, daß es „in relativ kurzer Zeit“ ein deutsch-deutsches Heer zwischen Oder und Rhein geben wird. Eppelmann sagte am Samstag in einem Interview des 'Neuen Deutschlands‘, es würden so lange keine Nato-Soldaten östlich der Elbe stehen, also auch keine Bundeswehrsoldaten, solange zwei verschiedene Militärbündnisse in Europa bestünden. Wenn es bloß noch eins gebe, „ob dies dann Weihnachtsbaum, Nato, Appelbaum oder KSZE heißt, ist das etwas anderes“.

Eppelmann betonte, daß die Sowjetunion noch Bündnispartner der DDR sei. „Deshalb kann es uns in Europa und der DDR nicht egal sein, was die Sowjetunion über diese sensible Stelle denkt, befürchtet und für eine Meinung hat.“ Zur Frage der künftigen Truppenstärke meinte der Minister, es gebe „verschiedene Konzepte bis hin zur Größenordnung von 70.000 Mann“. Die Koalitionsvereinbarungen der neuen DDR -Regierung sehen neben einer Integration des zukünftigen Einheitsstaates in die Nato eine Obergrenze für alle deutschen Streitkräfte von 200.000 Mann vor.

Auch Eppelmanns Vorgänger Theodor Hoffmann, der dem Pfarrer am 18. April die Amtsgeschäfte übergibt, hält ein Nebeneinander von Bundeswehr und Nationaler Volksarmee für nötig, solange beide Bündnisse existierten. Beide deutschen Armeen könnten aber innerhalb Europas „als Schrittmacher militärischer Entspannung und Abrüstung drastisch herunterrüsten“ und „neue Aufgaben im jeweiligen Bündnis erfüllen“.

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