: Warmer Regen der Bundesbank
■ Aus dem Jahresgewinn 1989 der Frankfurter Zentralbank fließen über neun Milliarden D-Mark in die Bundeskassen / Der Gewinn resultiert in erster Linie aus Zinseinnahmen und der starken Stellung des Dollars
Frankfurt (dpa) - Der Geldsegen der Deutschen Bundesbank für den defizitären Bonner Haushalt hält an. Allein aus dem 89er Reingewinn der Frankfurter Zentralbank von 10,325 Milliarden D-Mark erhält Bundesfinanzminister Theo Waigel „in einem Betrag“ 9,964 Milliarden D-Mark. Dies teilte die Bundesbank am Donnerstag im Anschluß an die Sitzung des Zentralbankrats mit. Von der Differenz gehen 330 Millionen D-Mark in die gesetzliche Rücklage und 30 Millionen werden dem Fonds zum Ankauf von Ausgleichsforderungen zugeführt.
Damit hat Bonn in den achtziger Jahren fast 90 Milliarden D -Mark aus den Gewinnen der bundeseigenen Notenbank für den Staatshaushalt kassieren können. Nach dem „mageren Jahr“ 1987 mit einer Überweisung von lediglich 0,24 Milliarden D -Mark waren aus dem 88er Bilanzgewinn von 11,5 Milliarden bereits wieder 10,04 Milliarden D-Mark in Richtung Bundeshauptstadt zur Abfederung der Defizite geflossen.
Einzelheiten des Geschäftsberichtes der Bundesbank für das Jahr 1989 werden am 26. April veröffentlicht. Die entscheidenden Ertragsquellen der „Bank der Banken“ waren im abgelaufenen Jahr wieder Zinseinnahmen in der Größenordnung von elf bis zwölf Milliarden D-Mark. Dabei handelt es sich in erster Linie um „Geldanlagen im Ausland“ (überwiegend in den USA), die mit rund acht Milliarden D-Mark zu Buche schlagen.
Ein weiterer großer Einnahmebrocken sind Zinserträge für Kredite an inländische Kreditinstitute von rund drei Milliarden D-Mark. Schließlich wirkten sich Erträge aus An und Verkäufen von Devisen in der Bilanz aus.
Die starken Schwankungen des Bilanzgewinns - mit entsprechenden Veränderungen bei der Abführung an den Bund resultieren nicht aus dem „normalen Geschäft“ der Notenbank. Sie sind vielmehr das Ergebnis der Dollar-Zyklen. In den siebziger Jahren, als die US-Währung deutlich an Wert verlor, fraßen die notwendigen Abschreibungen auf die riesigen Dollarpositionen der Bundesbank den Gewinn aus dem Zinsgeschäft weitgehend auf. Entsprechend niedrig waren damals die Überweisungen an die SPD/FDP-Regierung.
Dieser Effekt zeigte sich besonders 1987. Der Dollar sackte zum Jahresende auf den historischen Tiefstpunkt von 1,5815 DM ab. Entsprechend mußte die Notenbank ihre Währungsreserven um 8,6 Milliarden D-Mark niedriger bewerten. Dieser Abschreibungsbedarf ließ den 87er Gewinn auf 338 Millionen D-Mark zusammenschmelzen. Da der Dollar in der Folgezeit wieder an Wert gewann, schlugen die Zinseinnahmen ungeschmälert positiv zu Buche.
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