: HIV-Infekt durch Blutkonserven ?
■ Herstellerfirma „Biotest“ zieht alle Präparate ein Hessisches Sozialministerium warnt vor PPSB
Berlin(taz/dpa) - Wieder einmal stehen Blutkonserven als mögliche Aidsüberträger unter Verdacht. Diesmal handelt es sich um das Blutkonzentrat „PPSB“. Am Donnerstag nachmittag zog die Herstellerfirma „Biotest“ aus Dreieich (Kreis Offenbach) alle Lieferungen vom Markt zurück. Zuvor hatte das hessische Sozialministerium nach Bekanntwerden erster HIV-Verdachtsfälle dringend vor der Verwendung dieser Konserven gewarnt. Alle Patienten, die das Medikament bisher verwendet haben fordert das Ministerium auf, sich sofort bei ihren behandelnden Ärzten zu melden. Außerdem wurden die hessischen Krankenhäuser über eine mögliche Gefährdung durch die „PPSB„-Präparate informiert.
Das Präparat wird aus menschlichem Blut gewonnen und dient als Notfallmedikament zur Therapie der Bluterkrankheit (Hämophilie B). Über größere Mengen verfügen vor allem Notfallambulanzen. Gelegentlich erhalten aber auch Privatpersonen, beispielsweise Familien mit Kindern, die an der Bluterkrankheit leiden, die Konserven. Patienten mit herabgesetzter Gerinnungsfähigkeit des Bluts wird dieses Mittel vor Operationen verabreicht. Bei Transfusionen nach Unfällen kommt „PPSB“ dagegen nicht zum Einsatz.
Das Wiesbadener Ministerium glaubt, daß einige Chargen der Fortsetzung auf Seite 2
Blutkonserven nicht völlständig virusinaktiviert gewesen seien. „PPSB“ wird aus Hunderten von Blutkonserven gewonnnen. Die Blutmengen werden zusammengekippt und bei bestimmten Temperaturen und Drücken sterilisiert. Dabei sollen alle Viren abgetötet werden.
Wie ein Mitarbeiter des Bundesgesundheitsamtes gegenüber der taz erklärte, ist das Risiko sehr gering, daß unter den verwendeten Konser
ven HIV-infiziertes Blut sei. Seit Mitte der achtziger Jahre seien bei derartigen Präparaten keine Probleme mehr aufgetreten. Denkbar sei allerdings, daß nach einer fehlerhaften Herstellung nicht alle Viren inaktiv werden. Die Herstellerfirma „Biotest“ betonte am Freitag, daß die Antikörper nicht in dem Blutkonzentrat selbst gefunden worden seien, sondern erst bei einzelnen damit behandelten Personen. Deshalb habe die Firma sofort alle Proben zurückgerufen.
In zwei Wochen erwarte man genauere Aufschlüsse über die Auswirkungen der beanstandeten Chargen, hieß es bei „Biotest“.
baep
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