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Aus dem Transit abgeschoben

■ Amnesty international: Flüchtlinge aus Sri Lanka von Schönefeld abgeschoben / Libanesen werden seit Tagen im Transit des Flughafens festgehalten

Ost-Berlin. Für zwei tamilische Frauen und einen Mann ist die Flucht aus Sri Lanka im Transitraum des Ostberliner Flughafens Schönefeld gescheitert. Nach Informationen von amnesty international wurden die drei, die in West-Berlin Asyl beantragen wollten, kurz nach ihrer Ankunft von DDR -Behörden nach Bangkok abgeschoben. Mindestens elf Flüchtlinge, darunter neun Kinder, wurden nach Angaben von amnesty international seit vier Tagen festgehalten. Amnesty befürchtet nun, daß auch sie in den Libanon zurückgeschickt werden, obwohl sie in West-Berlin politisches Asyl beantragen wollten. Die Menschenrechtsorganisation war nach eigenen Angaben von Angehörigen der Betroffenen über deren Schicksal informiert worden. Ob und wie die Flüchtlinge versorgt werden, war bis gestern nicht bekannt. Amnesty informierte gestern umgehend Innensenator Erich Pätzold und Staatssekretär Detlef Borrmann mit der Bitte, an die Grenzbehörden der DDR auf dem Flughafen Schönefeld heranzutreten und die Einreise der Flüchtlinge nach West -Berlin zu ermöglichen.

„Erst mal nicht zuständig“, erklärte auf Anfrage der taz der Sprecher der Innenverwaltung, Thronicker, und pochte auf die Autonomie und Souveränität der DDR-Regierung. Man wolle den Fall prüfen, von ähnlichen Vorkommnissen in den letzten Monaten sei der Innenverwaltung nichts bekannt.

Nach Einführung der Visumpflicht für die Hauptherkunftsländer war der Flughafen Schönefeld für viele Flüchtlinge die einzige Möglichkeit, in die Bundesrepublik zu kommen und Asyl zu beantragen. Im September 1986 wurde dieses „Schlupfloch“ auf Initiative der SPD von der DDR -Regierung geschlossen.

anb

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