piwik no script img

Britische Sondertruppe SAS mordet ungestraft Hurd verbietet Familien von ermordeten IRA-Mitgliedern Schadenersatzklage / Rechtsanwalt: Juristischer Trick  ■  Aus Dublin Ralf Sotscheck

Die britische Regierung ist für die Morde ihrer Sondereinsatztruppe SAS im Ausland nicht verantwortlich. Das geht aus einem Amtszeugnis hervor, das Außenminister Hurd an die Familien der „Gibraltar Three“ in Belfast geschickt hat. Die drei Mitglieder der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) sind vor zwei Jahren vom SAS in der britischen Kronkolonie erschossen worden. Die Behauptungen der Regierung, daß die drei bewaffnet gewesen seien und eine Bombe in der Nähe des Regierungspalastes gelegt hätten, mußten später zurückgenommen werden. Zeugenaussagen belegen, daß die Opfer ohne Vorwarnung mit Kugeln regelrecht durchsiebt worden sind.

Hurds Aktion untersagt den Familien der Getöteten, das Verteidigungsministerium - dem der SAS untersteht - vor einem Belfaster Gericht auf Schadenersatz zu verklagen. Der Außenminister erklärte, daß die Klage nicht von einem nordirischen Gericht verhandelt werden könne, weil die Tat außerhalb der Jurisdiktion Großbritanniens geschah. Hurd stützt sich dabei auf eine Klausel des „Crown Proceedings Act“ von 1947. Dieses Gesetz regelt die Fälle, in denen „Beauftragte der Krone“ (Polizei, Armee und Beamtenschaft) rechtlich belangt werden können. Paddy McGrory, der Rechtsanwalt der Familien, verwies darauf, daß die Polizei von Gibraltar zur Tatzeit die Kontrolle der Kronkolonie dem SAS übergeben hatte. Außerdem seien die Erschießungen vom Geheimdienst MI5 in London geleitet und vom Kabinett abgesegnet worden. McGrory hofft jedoch, daß das Verbot der Klage den Weg zum Europäischen Gerichtshof abkürze.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen