: Nachtwächter
■ Schachbundesliga finito
Die Entscheidung über Abstieg oder nicht fiel weit nach Mitternacht: Nach 10 Stunden, genau um 01.45 Uhr, gelang dem Heidelberger Hinterbrettler Nr.8 der geniale, spielentscheidende Zug, der sein hartnäckiges Bamberger Gegenüber zum Remis zwang. Opfer dieses Geistesblitzes waren beide Berliner Bundesligisten. Lasker Steglitz und Zehlendorf stiegen mitten in der Nacht in die zweite Klasse ab.
Beide hatten zum Saisonabschluß nochmal je gegen Hamburg und Delmenhorst verloren und konnten nur neun Spielpunkte vorlegen. Ähnlich schlecht war nur noch die Heidelberger, die aber durch obigen Sieg ihre Punktzahl im letzten Moment auf zehn erhöhten und den Berlinern die Stichrunde vermasselten.
Und das, wo beide Berliner Klubs sich gegenseitig Mut zusprechend in trauter Kneipen-Gemeinschaft bis kurz vor Schluß ausgeharrt hatten. Jede halbe Stunde rannte ein Läufer zum Telefon, um nachzufragen, wie's steht. Fieberhaft wurden die Stellungen analysiert, die verschiedenen Möglichkeiten und Eventualitäten durchexerziert. Um 1.15 Uhr wahren Leib und Hirn soweit geschwächt, die Berliner gingen ungewiß zu Bett, um als Zweitligisten zu erwachen. Am anderen Ende der Tabelle beanspruchte Bayern München den Titel erneut für sich, wie auch im Fußball ein Resultat der Einkaufspolitik: sie haben den Großmeister Dr.Robert Hübner.
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