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Brüder, zur Sonne, ins Bierzelt

■ 7.000 BremerInnen auf den Beinen / Phantasie im Demozug, Langeweile zur Kundgebung

Einige mußten arbeiten bei dieser Maidemonstration, die gestern mit 7.000 TeilnehmerInnen durch Bremens Ostertor auf den Domshof zog: Die blaubejackten BlasmusikerInnen vom TSV Verden beispielsweise, die die Demospitze mit dem „Werderlied“ und „Blue Johnny“ auf Trab hielten, ihre KollegInnen von der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack, die „Mit Alaf und Helau“ und dem alten „Reichswehr„-Marsch dafür Sorge trugen, daß in der Demomitte niemand trödelte, Siggi, ein achtjähriger Wallach, der mit seinem Stallbruder Prinz den 35-Stunden-Wagen der IG-Metall Betriebsgruppe bei Daimler-Benz zog und natürlich die Damen und Herren Bier-, Würstchen- und rote Nelken-VerkäuferInnen: Für sie alle war der gestrige Tag ein Tag der Arbeit im

schweißtreibenden Sinne des Wortes.

Phantasie prägte das Bild des Bremer Demozuges: BettlerInnen stimmten da einen gar schaurigen Chor an, mit kohlegeschwärzten Gesichtern und schwarzgeschminkten Zähnen, eingehüllt in grobes Kartoffelsacklinnen, die Samba-Gruppe, die übrigens auch Schwerstarbeit im Auftrag des DBG verrichtete, heizte bei sommerlichen Temperaturen noch einige Grad Celsius Rhythmik nach, und die IG-Metaller hatten sogar einen an Karneval erinnernden Wagen gebastelt, auf dem ein zylinderbehuteter Unternehmer (ohne Zigarre!) sein betrübliches Leben hinter Gittern verbringen mußte. „Wer aussperrt, gehört eingesperrt“ drohten die GewerkschafterInnen auf Transparenten eindringlich.

Traditionsgemäß führte der Maizug durch ein Meer von Transparenten zur 35-Stunden-Woche und zum freien Wochenende, gegen Ausländerhaß und Rechtsradikalismus.

Ein breites politisches Spektrum tummelte sich nach der Demonstration auf dem Domshof. GewerkschafterInnen, Internationalismus- und Frauengruppen, ein „Bremer Bündnis gegen das Europa der Monopole“, eine albanische Gruppe „Für eine Republik Kosova“, der „Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD“, kurz: alles, was in Bremen Stoff für Fahnen hatte und sich im weitesten Sinne der Arbeiterbewegung zugehörig fühlte, lauschte unter buntgemalten Parolen mehr oder weniger gebannt, eher gelangweilt, auf die Worte des Bremer DGB-Chefs Siegfried

Schmidt und der ÖTV-Vor sitzenden Monika Wulf-Mathies (vgl. Kasten). Und während die RednerInnen noch den unbeugsamen Kampfesmut der Gewerkschaften besangen, floß an der Basis schon reichlich der kühlende Gerstensaft im Freien und im Zelt. DGB-Chef Schmidt beklagte derweil 40.000 Bremer Arbeitslose: „Noch im achten Jahr nach der Wende herrscht bei uns Massenarbeitslosigkeit. Da liegt die Vermutung nahe, daß die Bundesregierung gar nichts dagegen unternehmen will“, empörte er sich und warnte davor, „die letzten Schrauben der sozialen Sicherheit zu lösen“. Einer zunehmenden Demontage von ArbeitnehmerInnenrechten würden die Gewerkschaften „die Waffe der Solidarität“ entgegensetzen. Markus Daschne

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