: Elektrik außer Kontrolle
■ Gespräch mit Alex Balm von der Theatertruppe „Alex d'Electrique“
Seit gestern herrschen Trubel und Gefahr im „Theater im Schnoor“. Die holländische Theatergruppe „Alex d'Electrique“ ist bis 8. Mai zu Gast mit ihrem Spektakel „The Electric Suburb“. Die taz sprach mit einem der fünf Alexe.
taz:Was macht ihr mit uns?
Alex Balm: Na, wir spielen eine Art bizarrer Komödie, einen Krimi. Es wird recht chaotisch. Physische, ja, sagen wir mal: Angriffe aufs Publikum gehören da
auch dazu.
Wahrhaftig?
Ja, wir sind ein bißchen gefährlich, aber faszinierend, wie ein Unfall in der Großstadt. Bei uns splittert Glas und fliegen Spaghetti und Kartoffelsalat. Man weiß niemals, wie weit wir gehen mit einem Gag.
Deshalb seid ihr berüchtigt.
Nun, wir machen eigentlich Performances, wir stellen Situationen her, die nie ganz unter
Kontrolle sind. Das ist die Grundspannung, die wir erzeugen, die zwischen fliehen und doch hinstarren wollen. Wir machen eine Art von Punk für das Theater. Seit zehn Jahren ist das unser Ansatz. Das heißt, bei uns kann man sehen, wie wir's machen. Die Schöntuerei des traditionellen Theaters ist nichts für uns.
Ihr arbeitet viel mit elektrischen Apparaten. Seid ihr da nicht ein bißchen spät?
Oh nein. Ganz abgesehen davon, daß Computer fürs Theater nicht viel hergeben. Unsere Apparate dagegen schon, gerade die elektromechanischen, bis hin zum Bügeleisen. Alle haben was Absurdes, nämlich genau eine Funktion; in allen anderen sind sie lächerlich. Wir machen sie lächerlich. Mit unserer physischen Präsenz.
Ihr kennt das Gewalttheater der katalanischen Gruppe „Fura dels Baus“.
Sicher, man vergleicht uns oft damit. Aber wir spielen kleinräumiger und nicht so, ja, religiös, mythisch wie „Fura“. Wir geben eher eine Parodie, von Großstadtleben.
„Electric Suburb“ heißt euer Programm.
Ja. So heißt auch ein Fragment von Le Corbusier. Das ist der Plan für eine sehr funktionelle Vorstadt, durchrationalisiert und gedacht eigentlich als Utopia für glückliche Menschen. Das geht so nicht. Und wir, wir verwandeln diese Utopie in das wirkliche Chaos.
Fragen: scha
Das Stück „The Electric Suburb“ ist noch bis zum 8. Mai täglich um 20 Uhr im „Theater im Schnoor“ zu sehen.
In der taz lesen Sie morgen einen ausführlichen Bericht über die Aufführung.
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